Nach einem starken Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen im Südwesten haben Vertreter aus der Bauwirtschaft und der Opposition die Landesregierung kritisiert. In den ersten sechs Monaten des Jahres sind in Baden-Württemberg 19 568 Wohnungen genehmigt worden, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Das sei ein Rückgang von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
In der Bauwirtschaft herrsche Alarmstimmung, teilte die Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg mit. «Mit dem anhaltend dramatischen Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen sind die ärgsten Befürchtungen der Branche eingetreten», hieß es laut Mitteilung.
Nach einem eklatanten Anstieg der Material- und Energiepreise sowie der Bauzinsen bei gleichzeitiger Verschlechterung der staatlichen Förderung sei ein Absturz im Wohnungsbau absehbar gewesen, teilte Geschäftsführer Thomas Möller mit. Die Bauwirtschaft habe seit Monaten vor dieser bedrohlichen Entwicklung gewarnt und Gegenmaßnahmen gefordert.
«Jetzt sollte auch dem Letzten klar geworden sein, dass in der Wohnungsbaupolitik akuter Handlungsbedarf besteht», sagte Möller. Dringend notwendig sei demnach ein umfassendes Maßnahmenpaket. Dieses solle wirksame steuerliche Entlastungen, etwa bei den Abschreibungen oder der Grunderwerbsteuer, umfassen. Aber auch erheblich verbesserte Förderangebote.
«Die aktuellen Zahlen komplettieren die ohnehin toxische Mischung aus wachsenden Baupreisen, gestiegenen Zinsen und einem seit Mai vollständig belegten Wohnraumförderprogramm des Landes», teilte der Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann (SPD) mit. Die Landesregierung müsse endlich schnell und wirkungsvoll reagieren. Der Politiker forderte unter anderem mehr Mittel bei der Wohnraumförderung und eine eigene Landeswohnungsbaugesellschaft.
«Der aktuelle Rückgang der Baugenehmigungen zeigt, wie notwendig die Maßnahmen sind, die wir bereits eingeleitet haben», teilte hingegen die Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg (Grüne), Sprecherin für Bauen und Wohnen, mit. Allerdings müsse nicht immer Neubau die Lösung sein. Vielerorts gebe es Leerstand, hier müsse man aktiver werden. «Durch Umbau, Modernisierung und Umnutzung können viele Gebäude neu in Gebrauch genommen werden», so Holmberg.