Der Autor Henner Kallmeyer ist der neunte Mannheimer «Feuergriffel». Als Stadtschreiber wird der Stipendiat von Mitte April bis Mitte Juli im Kulturzentrum Alte Feuerwache an seinem Jugendbuch arbeiten. Der am Dienstag vorgestellte Preisträger spürt darin der Frage nach, wie junge Menschen in der Nazizeit lebten und den Zweiten Weltkrieg überstanden. Im Mittelpunkt des Romans «Mein Sommer am Volksempfänger» steht das Mädchen Mara; es lernt seine Urgroßmutter kennen, die im Jahr 1938 genauso alt ist wie Mara heute. Versehentlich tauschen die beiden die Plätze, und Mara muss sich in der Nazizeit durchschlagen.
Der «Feuergriffel» ist das bisher einzige Stadtschreiber-Stipendium für Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Zur unabhängigen Jury gehören Fachleute aus dem Verlagswesen, Journalisten und Jugendliche, wie die Stadt weiter mitteilte. Fünf Kinder- und
Jugendromane, die während der Stadtschreiber-Aufenthalte entstanden, seien bereits veröffentlicht.
Der mit 9000 Euro dotierte und alle zwei Jahre ausgeschriebene Preis verschaffe ihm die nötige Muße für das Projekt, sagte der freischaffende Regisseur und Autor aus Essen. Für die Bühne hat der Vater von zwei Kindern unter anderem «Robin Hood» und die Odyssee bearbeitet.
Für sein neues Buch will Kallmeyer bei Mannheimer Jugendlichen Erinnerungsreste sammeln, die in ihren Familien überliefert werden. Von Interesse sind auch Gegenstände wie Kleidungsstücke, Tassen, Füller, die in Familien überlebt haben. «Ich möchte Geschichte erlebbar machen», sagt der gebürtige Lübecker.