Der sozialdemokratische Überraschungskandidat Bernardo Arévalo ist nach einem turbulenten Wahlkampf als Sieger aus der Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala hervorgegangen.
Der Außenseiter von der Partei Movimiento Semilla (Bewegung Saatkorn) lag nach Auszählung fast aller Stimmen durch die Oberste Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mit 58,85 Prozent vor der Ex-First Lady und dreimaligen Präsidentschaftskandidatin Sandra Torres (36,40 Prozent) von der Mitte-Links-Partei Nationale Einheit der Hoffnung (UNE).
Der 64-jährige Arévalo wird damit Nachfolger des konservativen bisherigen Amtsinhabers Alejandro Giammattei, der nach einer vierjährigen Amtszeit laut Gesetz nicht erneut antreten durfte.
Hoffnung auf Wandel
Der Wahlprozess in Guatemala war von Versuchen der politischen Elite und der Generalstaatsanwaltschaft beeinträchtigt, den mit der Hoffnung auf Wandel verbundenen überraschenden Aufstieg Arévalos mit juristischen Mitteln zu stoppen. Die Europäische Union hatte darüber ihre Besorgnis geäußert. Mehrere Kandidaten waren vom ersten Wahlgang aus umstrittenen Gründen ausgeschlossen worden.
Im Juni war Arévalo, der gegen die Korruption und Erosion der Demokratie in Guatemala vorgehen will, unerwartet zweitstärkster Kandidat im ersten Wahlgang geworden. Auf dem ersten Platz landete Torres. Bei den vorherigen beiden Wahlen war Torres jeweils in der Stichwahl gescheitert.
Tausende Menschen verlassen jeden Monat das mit 17 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas und versuchen auf der Suche nach einem besseren Leben, über Mexiko in die USA zu gelangen. Weitere wichtige Themen für die Guatemalteken sind Kriminalität, Inflation und Arbeitslosigkeit.