Was bedeuten die Bayernwahlen für die Kanzlerkandidaten der Koalition? Muss Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Hessenwahl sein Kabinett umbilden? Werden Ampeln bei Wahlen bestraft – zugunsten der Alternative für Deutschland?
Die beiden Landtagswahlen am 8. Oktober in den beiden bevölkerungsreichsten Bundesländern bergen großes Potenzial. Bundespolitik.
Zwischenwahlen: Die Ampel blinkt wieder?
Die Bundestagswahl 2021 ist nun schon zwei Jahre her und die Situation für die Ampelregierung könnte in den Umfragen zur Hälfte der Legislaturperiode nicht schlimmer sein. Im Jahr 2021 erreichten Sozialdemokraten, Grüne und FDP zusammen eine absolute Mehrheit von 52 %.
Der derzeitige durchschnittliche Stimmenanteil großer Meinungsforschungsinstitute ist auf weniger als 38 % gesunken. Ob sich das schlechte Image der Koalition auch im Ergebnis widerspiegelt, wird sich nun bei der Landtagswahl zeigen.
Wenn die Ampelpartei deutliche Verluste erleidet, stellt sich die Frage: Bringt dies die Koalition in Berlin wieder in die Klemme? Auf wackligen Boden?
Die Bundesliberaldemokraten haben nach früheren Niederlagen bei Landtagswahlen ihre Unzufriedenheit gegenüber der Koalition zum Ausdruck gebracht. In Hessen liegt der aktuellen Erhebung zufolge inzwischen die 5-Prozent-Grenze überschritten, während Bayern diese Marke unterschreitet. In beiden Bundesstaaten drohen Liberale mit dem Rauswurf aus den Parlamenten.
Aber auch innerhalb der SPD nehmen die Spannungen zu. In Bayern besteht die Gefahr, dass die Ergebnisse erneut einstellige Werte erreichen. Und in Hessen liegt die Partei ihrer Spitzenkandidatin, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, weit hinter der CDU.
Scholz‘ K-Frage: Bleibt das Kabinett gleich?
Das Ergebnis für Fesser und ihre SPD wird auch darüber entscheiden, ob Scholz sein Kabinett in der gleichen Besetzung wie bisher fortsetzen kann. Sollte der 53-Jährige Kanzler werden, muss Scholz einen neuen Innenminister finden. Sollte sie die Wahl verlieren, bleibt sie in Berlin.
Vater möchte nicht auf den Oppositionssitz im Landtag zurückkehren, den sie zwischen 2003 und 2021 fast zwei Jahrzehnte lang innehatte. Kritiker sagen, das sei inkonsistent. Sie selbst verwies darauf, dass es vor etwa 30 Jahren einen CDU-Bundesinnenminister gab, der das auch so handhabte: Manfred Kanther machte die CDU 1995 zur stärksten Partei, wurde aber trotzdem nicht Ministerpräsident, Innenminister, der in Berlin bleibt .
In der jüngsten Wahlumfrage liegen die Christdemokraten (CDU) von Bundeskanzler Boris Rhein mit 31 % klar in Führung. In der „Hessentrend“-Umfrage von Infratest-dimap im Auftrag des Hessischen Rundfunks (hr) lagen die Sozialdemokraten Mitte September mit 18 % auf Platz zwei, vor der AfD und den Grünen mit jeweils 17 %.
K-Frage der Allianz: Wer wird der Kandidat für das Amt des Premierministers?
Viele in der Koalition sehen im Ergebnis der Bayernwahl einen wichtigen Übergangsschritt bei der Wahl des nächsten Kanzlerkandidaten. Bundestagswahl 2025. CSU-Chef Markus Söder hat immer wieder betont, keine eigenen Ambitionen zu hegen. Allerdings rechnen viele in CDU und CSU mit einer erneuten Kandidatur des 56-Jährigen, zumindest wenn er realistische Chancen auf den Vorsitz hat.
Die Wahl des Herausforderers Die Wahl von Kanzler Scholz Die EU-Abstimmung dürfte ziemlich genau ein Jahr später, im Herbst 2024, stattfinden – auch in Sachsen, Thüringen und Brandenburg nach den wichtigen Ostwahlen. Auf dem Papier hat der CDU-Chef und Oppositionsführer im Bundestag, Friedrich Merz, die besten Chancen.
Aber wenn Söders Ergebnisse in Bayern deutlich besser ausfallen als die CDU-Ergebnisse bei anderen Landtagswahlen, werden die Rufe nach ihm schon vor der letzten Bundestagswahl zunehmen. Söders CSU bleibt in der aktuellen Umfrage mit rund 36 % hinter den eigenen Erwartungen zurück und das Ergebnis der CSU ist im Vergleich zu 2018 (37,2 %) enttäuschend.
Aber es ist immer noch möglich, dass am Ende weder Merz noch Söder eine Chance auf eine Kanzlerkandidatur haben werden. Beispielsweise käme der nordrhein-westfälische Kanzler Hendrik Wust (CDU) als potenzieller Kandidat in Betracht, wenn die beiden derzeitigen Parteivorsitzenden uneins sind oder aufgrund einer Wahlniederlage an Unterstützung verlieren. Dennoch will die Koalition nur eines verhindern: einen öffentlichen Machtkampf um die Kandidatur wie im Vorfeld der letzten Bundestagswahl.
Wie stark ist die AfD?
Last but not least werden die Bundesländer Hessen und Bayern aus Sicht Berlins darüber besorgt sein, ob die Alternative für Deutschland ihre wachsende Unterstützung in den Umfragen in einen großen Wahlsieg ummünzen kann. In Bayern lag sie zuletzt zwischen 12 % und 14 %, während sie in Hessen in der jüngsten Erhebung bei 17 % lag.
Die Stärke der rechten Parteien hat die wochenlange politische Debatte maßgeblich bestimmt. Einen Ausblick auf das kommende Jahr können nun die Wahlen in Hessen und Bayern sowie die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg geben. Unter den drei Ländern liegt die AfD mit Zustimmungswerten von über 30 % derzeit mit großem Abstand an der Spitze der Umfrage. Davor findet am 9. Juni der Super Election Day statt, an dem in neun Ländern Europawahlen und Kommunalwahlen stattfinden.