Giorgia Meloni im Kanzleramt, im Weißen Haus, vor den Vereinten Nationen: Die italienische Premierministerin ist in nur wenigen Monaten zu einer wichtigen Persönlichkeit der internationalen Politik geworden.
Der Unterschied zum September vor einem Jahr: Als sie mit der rechtsextremen Partei „Bruderschaft Italiens“ die Wahlen gewann, fragte sich halb Europa, was mit ihr geschehen sollte. bereits gelöst. Meloni schuf ein internationales Schönheitsbild: Sie küsste sogar EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen während eines Treffens auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa auf die Wange.
Zu Hause in Rom ist der 46-Jährige unter den mit zwei anderen verbündeten rechten Parteien die unangefochtene Nummer eins. Zwölf Monate später bleiben die Erkenntnisse wahr – keineswegs selbstverständlich, insbesondere in Italien. Die Fratelli d’Italia (die italienische Bruderschaft, benannt nach der ersten Zeile der Nationalhymne, die ihren Ursprung in der postfaschistischen Bewegung hat) liegt derzeit bei etwa 28 %, zwei Prozentpunkte über dem Wahlergebnis. Melonis persönliche Gunstbewertung ist sogar noch höher.
Meroni beschwert sich über „24-Stunden-Achterbahnfahrt“
Italiens erste Frau, die an der Spitze der Regierung bleibt. Im Chi-Magazin beklagte sich die Mutter einer siebenjährigen Tochter darüber, dass ihre Tage nun eine „24-Stunden-Achterbahnfahrt“ seien. „Manchmal wünscht man sich, man könnte ausgehen, eine Pause machen und zu seinem normalen Leben zurückkehren. Aber dieser Gedanke kommt einem nur für einen Moment in den Sinn und dann ist er wieder verschwunden.
Die aktuelle Legislaturfrist ist vier Jahre entfernt. So lange hat die italienische Regierungschefin das nie wirklich ausgehalten. Das kann man den rechten Nationalisten anvertrauen. Sie hat den nationalen TV-Sender RAI weitgehend gefügig gemacht. Manche machen sich jetzt schon über „Tele-Meloni“ lustig “. Das Privatfernsehen muss sich keine Sorgen machen. Viele der Sender gehören der Familie von Silvio Berlusconi, der bis zu seinem Tod vor dreieinhalb Monaten an der Spitze der Partei Forza Italia stand.
Europas „Neues““ „Marionette der Rechten“?
Die Koalition eines anderen Koalitionspartners, Verkehrsminister Matteo Salvini, hat bisher noch keine größeren Probleme bereitet. Die Opposition – in der nun auch die Sozialdemokratin Ellie Schönberg vertreten ist – bleibt stehen Sehr beschäftigt mit sich selbst. Daher bereiten sich die meisten Menschen darauf vor, dass Meloni länger bleiben wird. Einige spekulieren sogar, dass sie zum Aushängeschild der „Neuen Rechten“ in ganz Europa werden könnte. Die Erfahrung zeigt auch, dass diese Vorhersage möglicherweise trügt.
Einige glauben, dass Italien vor einem heißen Herbst steht. Nicht wegen der Außenpolitik. Meloni verfolgt hier einen sehr pragmatischen Kurs. Der Wahlkampf kommt daher, dass sie die EU für fast alle schlechten Dinge verantwortlich macht. Der erbitterte Ton der Veranstaltung ist verschwunden. Das hat auch mit der schlechten Finanzlage des Landes zu tun: Die knapp 200 Milliarden Euro, die die EU-Gründungsmitglieder zugesagt haben, braucht Meloni unbedingt, um die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen.
Krieg in der Ukraine, heißt es ist ein verlässlicher westlicher Partner, der Partei gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin ergreifen kann. Der Kurs hat sich Richtung Peking gewendet, und das ist auch die Vereinbarung mit Partnern: Meloni versucht derzeit, sich aus Chinas „Neuer Seidenstraße“-Projekt zurückzuziehen, und Italien schon derzeit die einzige westliche Industriemacht, die an dem Projekt teilnimmt.
Wahlversprechen liegen hinter dem Zeitplan
Die Tatsache, dass sich die Stimmung ändern könnte, hängt mit anderen Themen zusammen, nicht zuletzt mit der Einwanderung. Während des Wahlkampfs sagte Meloni versprach, die „Invasion aus Afrika“ zu beenden. Ganz im Gegenteil: Mehr als 130.000 Migranten haben seit Anfang Januar das Mittelmeer nach Italien überquert, doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. In Lampedusa auf der Insel ist die Zahl der Menschen an einem einzigen Tag im September überstiegen 5.000.
Deshalb verschärft Meloni seinen Ton noch einmal. EU-weit wurden mögliche Haftfristen für Abschiebungsmigranten auf 18 Monate verlängert. Bauen will sie auch Sie ersucht insbesondere die Europäische Union um Hilfe. Bei ihrem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen forderte sie einen „globalen Krieg“ gegen Menschenhändler.
Aber Meloni Auch andere Wahlversprechen hat sie nicht eingehalten. Italiens Wirtschaft ist im zweiten Quartal geschrumpft. Hinzu kommt die hohe Inflation. Noch immer gibt es keinen Mindestlohn. Sie steht auch deshalb in der Kritik, weil fast 170.000 „Bürgerfonds“-Empfänger per SMS informiert wurden auf ihren Mobiltelefonen, dass die Sozialhilfe gestrichen würde. Gewerkschaften nannten es eine „soziale Bombe“. Vielen Menschen gefällt auch das sehr traditionelle Familienbild italienischer Burschenschaften nicht. Meloni lebt übrigens mit der TV-Journalistin Andrea Giambruno zusammen und hat keine Heiratsurkunde.