Yann Sommer freute sich auf die ersten richtigen Tage zum Einleben in München, das Gedankengut des FC Bayern hat er in kürzester Zeit verinnerlicht. Das 1:1 beim Debüt als neue Nummer eins auf Zeit im Tor des Rekordmeisters beim Verfolger und vermeintlichen Titel-Topherausforderer RB Leipzig war für ihn okay, mehr aber nicht. «Dienstag geht es weiter, und da wollen wir wieder in den Flow reinkommen», kündigte Sommer an.
Dienstag steht das Abschlussspiel der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga für Tabellenführer FC Bayern beim 1. FC Köln an. Aggressiver, intensiver, genauer müssten sie dann spielen, forderte Sportvorstand Hasan Salihamidžić: «Wir haben noch etwas zu tun.»
Durch das Remis hielten die Münchner zumindest den Pokalsieger aus Sachsen weiter auf Abstand – sechs Punkte sind es wie vor der Partie. «Am Ende bringt uns der Punkt vielleicht einen Tick mehr, weil wir in der Tabelle vorne waren und vorne sind. Dann ist es ein bisschen angenehmer», sagte Trainer Julian Nagelsmann. «Wenn man sich die Tabelle anschaut, hat Leipzig den Sieg gebraucht», meinte auch Joshua Kimmich.
Der Bayern-Kapitän, der sich nach dem bitteren WM-Aus Sorgen um seinen mentalen Zustand und die Verarbeitung der Schmach von Katar gemacht hatte, war gegen Leipzig noch nicht der alte. Sein Fehlpass im Spielaufbau ging dem Ausgleich durch Marcel Halstenberg nach der Führung durch Kameruns Nationalspieler Eric Maxim Choupo-Moting voraus. «Ich muss den einfach rausprügeln. Dann passiert nicht viel», betonte Kimmich.
So aber kassierte der FC Bayern im ersten Pflichtspiel des neuen Jahres und beim Debüt des ein Tag zuvor erst verpflichteten Sommer das erste Gegentor und gewann in der Meisterschaft zum ersten Mal seit dem 8. Oktober vergangenen Jahres nicht. Nach dem 2:2 damals gegen Borussia Dortmund hatten die Münchner eine Vor-WM-Serie mit sechs Siegen nacheinander und 24 Toren hingelegt. Und so soll es nun auch wieder sein. «Jetzt müssen wir versuchen, eine Serie zu starten», forderte Kimmich.
Weiteres neues Personal wird es dabei nicht geben, das machte Salihamidžić klar, mit der Sommer-Verpflichtung für den Langzeitverletzten Manuel Neuer sowie Daley Blind seien die Winter-Transfers abgeschlossen. Gedanken, was passiert, wenn Neuer im Sommer wieder fit seine sollte und Alexander Nübel nach seiner Ausleihe an die AS Monaco das Torwart-Kontingent der Bayern erhöhen, wollen sie sich jetzt auch noch nicht machen. «Manuel Neuer ist unser Kapitän, unsere Nummer eins», betonte Salihamidžić aber mehrfach. «Geben wir ihm die nötige Zeit.» Und dann würden sie das schon «managen» mit den Torhütern.
Jetzt ist erst mal Sommer gesetzt. Nagelsmann attestierte dem Schweizer in einer Partie ohne große Prüfungen ein sehr gutes Spiel und lobte die Präsenz und Ausstrahlung des Schlussmanns, den die Bayern vom Rivalen Borussia Mönchengladbach geholt hatten. «Es wirkte nicht so, als ob er erst das erste Spiel bei uns macht», sagte Nagelsmann.
Dennoch wird jedes weitere Training und jedes weitere Spiel das Verständnis der Mannschaft mit dem Neueinkauf verbessern, in nicht mal einem Monat steht schließlich am 14. Februar schon das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League an. Gegen die Superstar-Offensive von Paris Saint-Germain um den argentinischen Weltmeister Lionel Messi kann und darf sich die Bayern-Mannschaft in der Defensivarbeit nicht solche Fehler leisten wie gegen Leipzig.
«Man sieht natürlich schon, dass uns vielleicht die ein oder andere Trainingseinheit fehlt», befand Sportvorstand Salihamidžić. Die Fitness müssten sie sich wahrscheinlich auch über die Spiele holen, meinte er. Was das für die Konkurrenz bedeutet, wird sich zeigen.