Die Bayerische Landesärztekammer befürchtet auch im kommenden Winter vermehrte Lieferengpässe bei Medikamenten. Im Vorfeld des Bayerischen Ärztetages, der am Wochenende in Landshut stattfindet, forderte Kammerpräsident Gerald Quitterer von der Bundesregierung wirksame Gegenmaßnahmen. Die Beschlüsse, die in Berlin bereits gefasst worden sind, etwa zu einer höheren Erstattung bei bestimmten Arzneien, seien nicht ausreichend. Die Arzneiproduktion in Europa müsse wieder attraktiver gemacht werden, sagte Quitterer am Mittwoch in München.
Bei besonders wichtigen Arzneien müsse es eine bessere Vorratshaltung geben, forderte Bayerns Ärztepräsident. Er sieht aber auch eine Verantwortung bei Apotheken und Patienten. Es sei fatal, wenn Nachrichten über Engpässe zu Hamsterkäufen führten, warnte Quitterer: «Wenn sich dann jeder eindeckt, verstärkt das wieder die Knappheit.»
Die Ärztekammer fordert auch bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte ein. Es werde immer unattraktiver, selbständig eine Praxis zu betreiben, erklärte Quitterer. Der Anstieg der Honorare reiche oftmals nicht aus, um zusätzliche Kosten auszugleichen. Zusätzliche Verwaltungsvorschriften machten es immer aufwändiger, eine Praxis zu führen. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die nicht selbständig, sondern angestellt in Praxen arbeiten, hat sich nach Daten der Ärztekammer in den vergangenen zehn Jahren in etwa verdoppelt, auf rund 10.000. Mehr als ein Drittel der Mediziner in bayerischen Arztpraxen sind inzwischen Angestellte.