Die Meereisausdehnung in der sommerlichen Antarktis hat am 8. Februar 2023 ein Rekordminimum erreicht: Satellitendaten zeigten, dass nur eine Fläche von 2,2 Millionen Quadratkilometern des Südlichen Ozeans von Meereis bedeckt sei, teilte das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Freitag mit. Damit sei das bisherige Minimum seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 bereits unterschritten, obwohl die sommerliche Schmelzperiode voraussichtlich noch bis in die zweite Februarhälfte anhalte. Möglich sei daher ein noch merklich geringerer Wert. Das bisherige Minimum war mit 2,27 Millionen Quadratkilometern am 24. Februar 2022 gemessen worden.
Die Meereisbedeckung in der Antarktis erreicht im Jahresverlauf im September oder Oktober ihren Höhepunkt und im Februar ein Minimum. Bei maximaler Ausdehnung beträgt sie nach Angaben des AWI im Allgemeinen bis zu 20 Millionen Quadratkilometer, im Sommer schrumpft sie auf rund drei Millionen Quadratkilometer.
Eine mögliche Ursache für die vor allem in den letzten sechs Jahren beobachtete starke Eisschmelze seien die überdurchschnittlich warmen Lufttemperaturen westlich und östlich der Antarktischen Halbinsel. Sie lagen zuletzt im Monatsmittel etwa 1,5 Grad über dem Langzeitmittel, teilte das AWI mit. Noch sei unklar, ob die Entwicklung der Anfang vom schnellen Ende von sommerlichem Meereis sei, oder ob es sich nur um eine neue Phase mit geringerer, aber stabiler Meereisbedeckung im Sommer handele.
Franziska Saalmann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sagte: «Das neue Rekordtief führt uns vor Augen, dass die Klimakrise immer weiter eskaliert – die Antarktis scheint weit weg, aber die Auswirkungen betreffen uns alle.» Es sei ein Skandal, dass trotzdem weltweit neue fossile Projekte geplant würden.