Ein als radikalisierter Islamist von den Behörden registrierter Mann hat in Nordfrankreich bei einer Messerattacke in einer Schule einen Menschen getötet und zwei weitere lebensgefährlich verletzt. Der Täter sei von der Polizei in Arras festgenommen worden, teilte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin mit. Wie die Polizeipräfektur mitteilte, sei die Lage in dem Gymnasium unter Kontrolle und es gebe keine Gefahr mehr. Die Antiterrorstaatsanwaltschaft übernahm nach eigenen Angaben die Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes mit terroristischem Hintergrund.
Wie der Sender BFMTV berichtete, habe der 20 Jahre alte Täter eine Lehrkraft getötet und eine weitere verletzt. Zuvor habe er «Gott ist groß» gerufen. Außerdem habe der Angreifer, offenbar ein ehemaliger Schüler, einen Angestellten des Gambetta-Gymnasiums verletzt. Schüler wurden demnach nicht verletzt. Präsident Emmanuel Macron wollte zum Ort des Geschehens fahren, teilte der Élyséepalast mit. Ebenso wurden der Innenminister und der Kultusminister in Arras erwartet. Das Parlament in Paris unterbrach seine Sitzung und Premierministerin Élisabeth Borne brach eine Reise ab.
Bei Sicherheitsbehörden bekannt
Der Angreifer und sein ebenfalls festgenommener Bruder sollen aus Tschetschenien stammen, berichtete die Zeitung «Le Figaro» unter Verweis auf das Innenministerium. Der in Russland geborene Täter sei demnach in einer Datei für radikalisierte Personen geführt worden. Seit einigen Wochen hätte er den Sicherheitsbehörden besondere Sorge bereitet. Zuletzt am Donnerstag einen Tag vor der Attacke sei er von der Polizei kontrolliert worden, ohne dass ihm etwas angelastet werden konnte. Außerdem sei er abgehört worden.
Die Attacke erschüttert Frankreich umso mehr, als dass sie fast auf den Tag genau drei Jahre auf den tödlichen Angriff auf den Geschichtslehrer Samuel Paty folgt. Der 47-Jährige war am 16. Oktober 2020 in einem Pariser Vorort von einem Angreifer getötet und dann enthauptet worden. Das Verbrechen wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft und löste international Entsetzen aus. Sicherheitskräfte erschossen den Täter, einen 18-Jährigen mit russisch-tschetschenischen Wurzeln. Vor der Tat war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.