Amnesty International ist der Ansicht, dass die Versammlungsfreiheit in Deutschland durch pauschale Versammlungsverbote, Sicherungsverwahrungen und Polizeibrutalität eingeschränkt wird. Eine heute von der Menschenrechtsgruppe veröffentlichte Online-Weltkarte zeigt, wie Länder gegen Demonstranten vorgehen. Amnesty International stellte weltweit eine Zunahme der staatlichen Repression fest. Auch Deutschland steht auf der „Protestlandkarte“.
„Proteste werden in Deutschland teilweise von staatlichen Stellen als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung angesehen und daher eingeschränkt“, berichtet Expertin Paula Zimmermann. Meinungs- und Versammlungsfreiheit bei Amnesty International Deutschland. Auf der digitalen Karte werden auch repressive Gesetze und exzessive Polizeigewalt als Einschränkungen der Versammlungsfreiheit des Landes aufgeführt.
Vorbeugende Inhaftierung als Abschreckung
Klimaaktivisten sind laut Amnesty International besonders von verstärkter Repression bedroht. So hat die bayerische Polizei seit Oktober 2022 Dutzende Menschen bis zu 30 Tage lang in Sicherungsverwahrung genommen, zuletzt im Zusammenhang mit der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA). Zimmerman bemerkte, dass der Zweck der Sicherungsverwahrung die Abschreckung und nicht die Verhinderung schwerer Gewaltverbrechen sei, wie ursprünglich beabsichtigt.
Die „Protest Map“ ist Teil der Kampagne „Protect Protect“, die seit Juli 2022 läuft („Protect Protect“ auf Englisch). Amnesty International hat 156 Länder überprüft. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation haben nationale Behörden im Jahr 2022 in mindestens 86 Ländern illegale Gewalt gegen friedliche Demonstranten angewendet. In 79 Ländern wurden Demonstranten willkürlich festgenommen. Amnesty International hat seit 2022 auch rechtswidrige Tötungen bei Protesten dokumentiert, so wurden insgesamt 49 Menschen in Peru und Hunderte im Iran getötet.