Nach den schweren Erdbeben in der Südtürkei und Nordsyrien reagiert die deutsch-türkische Community in Berlin mit spontanen Spendenaufrufen. «Ich fange sofort an zu weinen, wenn mich Bilder aus der Türkei erreichen», sagte Sozialpädagogin Züleyha Kafkas Öztürk am Montag. Gemeinsam mit dem Konservatorium für türkische Musik in Kreuzberg habe sie eine der vielen Spendenaktionen in Berlin gestartet.
Decken, Jacken, Mützen: Gesammelt wird alles, was gegen die Kälte schützen kann. Denn das Erdbeben traf die Menschen bei Eiseskälte mitten in der Nacht. «Umso glücklicher bin ich, wenn ich sehe, wie viele Menschen hierher kommen, um zu helfen», sagte Öztürk. Noch am selben Abend sollen mit Hilfe des türkischen Konsulates in Berlin die Spenden in die betroffenen Gebiete versendet werden.
Sie selbst sei Überlebende eines Erdbebens Anfang der 90er Jahre in der Türkei – für Öztürk daher eine Herzenssache. «Ich weiß noch, wie mir damals geholfen wurde. Nachdem ich mein Hab und Gut verloren hatte, waren es auch Spenden anderer, die mich am Leben erhalten hatten», sagte die Sozialpädagogin. Dass so viele hilfsbereite Menschen, die trotz ihrer Trauer mit Koffern und Kartons voll mit Spenden ankämen, mache sie stolz.
Bünyamin Bektas ist Bäcker und hat in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zur Arbeit von dem Erdbeben mitbekommen. Die Familie seiner Mitarbeiterin sei unter den Verschollenen – bislang noch ohne Lebenszeichen. «Für uns ist es selbstverständlich, dass wir helfen», sagte der 37-Jährige. Er und seine Frau wohnen in der Nachbarschaft und haben über die sozialen Medien von der Spendenaktion gehört. «So eine Hilfsbereitschaft sollte es überall auf der Welt geben. Egal aus welchem Land man kommt oder welcher Religion man angehört. Die Menschen müssen alle mehr zusammenhalten. Dann kann man auch großes bewirken», sagte Bektas.
Nach einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte werden am türkisch-syrischen Grenzgebiet mehrere Tausend Tote befürchtet. Die Zahl der Opfer wurde am Montagabend mit mehr als 2500 angegeben. Das tatsächliche Ausmaß war aber zunächst nicht absehbar, da wohl noch Hunderte verschüttet waren. Mehr als 13.500 Menschen in der Türkei und in Syrien wurden nach bisherigen Informationen verletzt.