Abschließende Überprüfung staatlicher Tarifstreitigkeiten
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (IW Köln) hat im Vorfeld des möglichen Endes der Tarifverträge im öffentlichen Dienst in den Bundesländern vor den möglichen Folgen des Abschlusses gewarnt. Nach zwei Verhandlungsrunden und wochenlangen Warnstreiks treffen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer am Donnerstag in Potsdam zu einer möglichen Schlussrunde im Tarifstreit. Dies könnte zum Durchbruch führen.
In einer Analyse der Deutschen Presse-Agentur warnt das arbeitgebernahe IW nun vor unverhältnismäßigen Lohnsteigerungen für Niedriglohngruppen. Die Einkommen Geringqualifizierter sind überdurchschnittlich gestiegen. Ziel der Gewerkschaft ist laut IW nun die „Unterstützung von Geringverdienern, die besonders von der Inflation betroffen sind“.
Lohnunterschied verringert sich
IW sagte, entsprechende pauschale Lohnerhöhungen in früheren Verhandlungen im öffentlichen Sektor hätten zu „einer Komprimierung der Lohnstruktur“ geführt. Das bedeutet, dass sich die Lohnschere zwischen Geringqualifizierten und Fachkräften verringert. „Dadurch verlieren qualifizierte Arbeitsplätze an Attraktivität gegenüber unqualifizierten Arbeitsplätzen“, warnte das IW in seiner Analyse.
Im aktuellen Tarifstreit um die Löhne der Staatsbediensteten fordern die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenverband dbb von den Kantonen eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr. Die Arbeitgeber des Deutschen Tarifverbandes (TdL) lehnten diese Forderungen ab. Laut TdL führen die geforderten 500 Euro zu einer Gehaltserhöhung von bis zu 23,9 % für Geringverdienergruppen. Insgesamt schätzte sie die voraussichtlichen Kosten für die vollständige Umsetzung der Forderungen der Gewerkschaft auf 20,7 Milliarden Euro.
Es wird mit einer Zunahme der Streiks gerechnet
Seit mehreren Tagen führen Mitarbeiter des Universitätsklinikums, der Universität und der Verwaltungsabteilungen einen „Warnstreik“ durch, um ihre Interessen in einem Tarifkonflikt zu vertreten. Es wird erwartet, dass der Streik bis zu einer dritten und möglicherweise entscheidenden Gesprächsrunde vom 7. bis 9. Dezember in Potsdam an Intensität zunimmt.
Überdurchschnittliches Wachstum
Das IW hat berechnet, wie sich die Löhne in den unteren Lohngruppen über die Jahre in den Tarifverträgen für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Gemeinden (TVöD) und in den Tarifverträgen für den öffentlichen Dienst der Kantone (TV-L) entwickelt haben. Bei der Einführung von TVöD und TV-L im Jahr 2005/2006 gab es auf allen Qualifikationsstufen keine Unterschiede in den Grundgehältern der Arbeitnehmer in den untersuchten Entgeltgruppen.
Bisher erhielten Bundesstaaten überdurchschnittliche Gehaltserhöhungen für Arbeitnehmer in niedrigeren Lohngruppen, während Arbeitnehmer in höheren Lohngruppen unterdurchschnittliche Gehaltserhöhungen erhielten. Auch beim TVöD profitierten Arbeitnehmer in Niedriglohngruppen am meisten, gleichzeitig stiegen die Löhne in Hochlohngruppen jedoch stärker als in Mittellohngruppen.
Auf Bundes- und Kommunalebene konnte laut IW erst die jüngste Einigung im April die Kluft zwischen oberen und unteren Lohngruppen verringern. „Diese Effekte sollten bei TV-L-Verhandlungen vermieden werden, da die Lohnstrukturen stärker komprimiert wurden.“ Der Abstand habe sich in den letzten Jahren verringert.
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Quelle: www.stern.de