85 Jahre nach den Pogromen der Kristallnacht. Nie wieder
Lesen Sie auch auf Russisch: 85 лет погромам Хрустальной ночи. Никогда снова
85 Jahre nach den Pogromen der Kristallnacht. Davidssterne an den Wänden. Erklärung des französischen Außenministeriums.
Gedenktag. 85 Jahre nach den Pogromen der Kristallnacht
Es fanden Aktionen statt, die dem Gedenken an die Opfer der antisemitischen Pogrome von 1938 gewidmet waren, Gedenkgottesdienste, das Verlesen der Namen der Verstorbenen. Bei den Stolpersteinen wurden Kerzen und Blumen niedergelegt. Am Abend gab es einen Gedenkmarsch für die Opfer des staatlichen Terrors auf dem Kurfürstendamm.
Gedenkaktionen fanden auch im Land Brandenburg statt. Zum jüdischen Friedhof in Potsdam kam der weltberühmte britische Geiger Daniel Hope. Seine Vorfahren waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde der Stadt.
Die Vergangenheit reimt sich unwillkürlich mit der Gegenwart. Es ist kein Zufall, dass die Brandenburger Tor gestern in den Farben der israelischen Flagge beleuchtet wurden. Die Inschrift "Nie wieder – auch jetzt aktuell" erinnert an die Inakzeptabilität der jüngsten antiisraelischen Auftritte in Deutschland. "Angesichts der Ereignisse der letzten Wochen kann die Botschaft nur so lauten", erklärte der Berliner Bürgermeister Kai Wegner.
Schmerzhafte Reaktionen löste kürzlich die Meldung über das Auftauchen von Davidssternen an Türen und Wänden von Häusern aus, in denen Juden leben. Dies wurde als unverhohlene Pogromdrohung wahrgenommen. Politiker und auch gewöhnliche Bürger kamen zu dem Schluss, dass dies eine antisemitische Aktion war, die an die Kennzeichnung jüdischer Häuser mit Davidssternen in den Jahren erinnerte, als die Nazis Juden verfolgten.
Russische Spur?
Gestern kam eine Meldung aus Frankreich. Dort wurde eine russische Spur in Graffiti mit Davidssternen in Pariser Stadtvierteln gefunden. Die ersten dieser Graffiti mit in blauer Farbe aufgetragenen Davidssternen tauchten in der Nacht zum 30. November in einem Pariser Viertel auf. Seitdem wurden in Paris und seinen Vororten etwa 250 solcher Graffiti entdeckt. Nach Angaben des französischen Außenministeriums begann ein russisches Netzwerk namens RRN (oder Doppelgänger) als erstes, Fotos von Davidssternen an Häusern zu veröffentlichen und trug aktiv zur Entstehung der damit verbundenen öffentlichen Resonanz bei.
„Diese neue russische Operation der digitalen Einmischung in französische Angelegenheiten zeugt von einer opportunistischen und verantwortungslosen Strategie. Ihr Wesen besteht darin, internationale Krisen zu nutzen, um Spannungen in den öffentlichen Debatten in Frankreich und Europa zu schaffen und Verwirrung zu stiften“, heißt es in einer Erklärung des französischen Außenministeriums.
Französische Strafverfolgungsbehörden, die die Vorfälle untersuchen, stellen fest, dass die Graffiti an zufällig ausgewählten Häusern aufgetaucht sind und keine offensichtlichen Verbindungen zu Juden hatten.
Allerdings, um sozialen Unausgewogenheit zu erzeugen, wenn man sich ein solches Ziel setzt, ist genaue Adressierung nicht erforderlich. Ein Gefühl der Angst und Unsicherheit einerseits und die Bereitschaft zum Pogrom andererseits können durch solche Aktionen durchaus provoziert werden.
Die russische Botschaft in Frankreich wies natürlich die Anschuldigungen des französischen Außenministeriums „russischer digitaler Einmischung“, nämlich der massenhaften Verbreitung angeblich mit Russland verbundener Desinformationsnetzwerke von Fotos von Gebäuden in Paris mit aufgemalten Davidssternen, kategorisch zurück.
Unbarmherzige Statistik
Erinnern wir uns: In Deutschland zerstörten die Nationalsozialisten in der Pogromnacht 1938 eine enorme Anzahl jüdischer Unternehmen und Einrichtungen. Sie zündeten Synagogen und Kultgebäude an, zerstörten jüdische Friedhöfe und drangen in Häuser ein.
85 Jahre nach den Pogromen der Kristallnacht: Nach Schätzungen von Historikern starben als Folge der Pogrome mehr als 1300 Menschen. Etwa 30.000 Juden wurden in Konzentrationslager deportiert.