Der Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen wirft dem nun von den Grünen geführten Ministerium für Flüchtlinge und Integration vor, die Praxis der schwarz-gelben Vorgängerregierung bei Abschiebungen fortzuführen. Ein Sprecher des Ministeriums für Flucht und Integration teilte am Dienstag mit, dass 2022 aus Nordrhein-Westfalen 3.118 Menschen abgeschoben werden, was eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr (2.903 Abschiebungen) bedeutet. Allerdings ist das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Der WDR hatte zuvor über die Zahl der Abschiebungen berichtet.
Besonders kritisiert hat der Flüchtlingsrat, dass es 2022 unter der seit Ende Juni amtierenden grünen Flüchtlingsministerin Josefine Paul so häufig zu Abschiebungen kommen wird wie in den vergangenen sechs Monaten, als das Ministerium noch unter Führung stand Joachim Paul, angeführt von Jim Stamp (FDP). Im ersten Halbjahr 2022 wurden 1.564 Menschen aus Nordrhein-Westfalen abgeschoben.
Birgit Naujoks vom Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen forderte CDU und Grüne auf, das „restriktive Erbe“ der Vorgängerregierung abzuschütteln und alle legalen Bleibemöglichkeiten auszuschöpfen.
Integrationsminister Paul sagte, man setze sich für eine humanitäre, faire und gleichberechtigte Flüchtlingspolitik ein. Grundsätzlich ist angesichts des Fachkräftemangels eine zeitgemäße Einwanderungspolitik erforderlich, möglicherweise besteht aber auch eine Ausreisepflicht nach Abschluss des rechtsstaatlichen Asylverfahrens. Diese Zahlen zeigen, dass wir uns auch nach Aufhebung der pandemiebedingten Beschränkungen verantwortungsvoll verhalten.
2018 und 2019 gab es mit 6.603 bzw. 6.359 Fällen einen deutlichen Anstieg der Abschiebungsfälle. 2020 sank diese Zahl auf 2.805 – und der Stillstand des Flugverkehrs machte sich auch in den Rücksendungen bemerkbar. 2022 werden die meisten wie in den Vorjahren nach Albanien oder Serbien abgeschoben.