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Afrika-Klimagipfel: Schwerpunkt auf Energiewende und Finanzen

Afrika-Klimagipfel: Schwerpunkt auf Energiewende und Finanzen
Menschen kommen in einem Vertriebenenlager an - sie wurden wegen der Dürre aus ihren angestammten Regionen vertrieben.

Afrika-Klimagipfel: Schwerpunkt auf Energiewende und Finanzen

In einer bahnbrechenden Entwicklung erlebt die Welt einen Afrika-Klimagipfel, der einen Schwerpunkt auf Afrika legt. Während der Kontinent die Auswirkungen der Klimakrise stark zu spüren bekommt, trägt er vergleichsweise minimal zur Emission schädlicher Treibhausgase bei. Daher rüsten sich afrikanische Nationen für eine dreitägige Versammlung, die diesen Montag in Nairobi, Kenia, beginnt, um das weltweite Finanzierung von Klimaschutzprojekten auf dem Kontinent ins Rampenlicht zu rücken. Die Diskussionen werden die Erweiterung erneuerbarer Energiequellen und die vielfältigen Ressourcen, die für den Übergang zu nachhaltiger Energie entscheidend sind, umfassen.

Der kenianische Präsident William Ruto und die Afrikanische Union sind Gastgeber dieses bedeutsamen Gipfels, der die Teilnahme afrikanischer Staatsoberhäupter, Vertreter der Vereinten Nationen, internationaler Regierungsbeamter, Vertreter des Privatsektors und Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen erwartet. Deutschland wird durch die Parlamentarische Staatssekretärin Bärbel Kofler (SPD) aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Jennifer Morgan, die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, vertreten sein.

Die Auswirkungen des Klimawandels

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Afrika deutlich zu spüren. Das Horn von Afrika leidet derzeit unter der schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten. Millionen Menschen in der Sahelzone, die sich vom Senegal im Westen bis Dschibuti im Osten erstreckt, leiden unter Nahrungsmittelunsicherheit. Extremwetterereignisse wie Hurrikane und Überschwemmungen nehmen an Häufigkeit zu. Es ist bemerkenswert, dass sieben der zehn identifizierten Klimakrisenherde, wie in einer Studie der Nichtregierungsorganisation Oxfam hervorgehoben, in Afrika liegen.

Kerstin Opfer, Expertin für Energiepolitik und Zivilgesellschaft in Afrika bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, beschreibt den Gipfel als eine Gelegenheit für den Kontinentz. Opfer betont, dass afrikanische Nationen, wenn sie zeigen können, dass die Erweiterung erneuerbarer Energien neben wirtschaftlichem Fortschritt möglich ist, das Potenzial haben, andere Länder zu inspirieren.

Afrika-Klimagipfel: Afrikanische Länder und Industriestaaten

Afrikanische Länder drängen Industriestaaten, die maßgeblich zur globalen Erderwärmung beigetragen haben, dazu, Entschädigungen für die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels zu leisten. Das Argument Afrikas basiert darauf, dass es statistisch gesehen für weniger als vier Prozent der globalen Erderwärmung verantwortlich ist, aber die höchsten Kosten trägt. Laut Schätzungen der Afrikanischen Entwicklungsbank verursachen klimabedingte Naturkatastrophen in diesen Ländern jährliche finanzielle Verluste von zwischen 7 und 15 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 könnten diese Verluste auf jährlich 50 Milliarden US-Dollar ansteigen.

Daher beabsichtigt Afrika, Industriestaaten während des Nairobi-Gipfels an ihre finanziellen Verpflichtungen zu erinnern, wie beispielsweise die Finanzierung von Klimainitiativen im globalen Süden. Seit 2020 haben sich Staaten verpflichtet, hierfür jährlich 100 Milliarden US-Dollar aufzubringen. Diese Gelder sollen Emissionen reduzieren und Klimaanpassungsprojekte finanzieren. Es ist jedoch weithin bekannt, dass Industriestaaten dieses Ziel nicht erreicht haben, insbesondere aufgrund von Mittelumleitungen nach der COVID-19-Pandemie und dem Konflikt in der Ukraine.

Darüber hinaus dürften Forderungen nach Schuldenerleichterungen auf dem Gipfel eine bedeutende Rolle spielen. Klaus Schilder, ein Experte für Entwicklungsförderung bei Misereor, betont, dass “die Bewältigung der Klimakrise nur möglich ist, wenn Länder des Globalen Südens von ihrer erdrückenden Schuldenlast befreit werden und haushaltspolitische Spielräume für zukünftige Investitionen erhalten”.

Afrika / Foto: 7523944 / pixabay.com

Afrika-Klimagipfel: Afrika bietet viel

Im Gegenzug bietet Afrika der Weltgemeinschaft viel. Der Kontinent verfügt über ideale Bedingungen für die Erzeugung von Solar- und Windenergie und hält wichtige Ressourcen wie Lithium, Kupfer, seltene Erden oder Silizium, die für den Übergang zu saubereren Energiequellen entscheidend sind. Darüber hinaus besitzt Afrika “natürliches Kapital” in Form von Wäldern, Ackerland, Wasser- und Meeresressourcen.

Laut einem Bericht des Think Tanks PowerShift Africa ist das Potenzial Afrikas zur Erzeugung erneuerbarer Energie 50 Mal größer als der erwartete globale Strombedarf für 2040. Der Direktor von PowerShift Africa, Mohamed Adow, betont die Fülle sauberer, erneuerbarer Energiequellen in Afrika und fordert Unterstützung von Ländern, die auf Kosten Afrikas Wohlstand erlangt haben, um dieses Potenzial zu erschließen.

Kenia zeigt beispielhaft, dass die Realisierung dieses Potenzials möglich ist. Das ostafrikanische Land mit einer Bevölkerung von 53 Millionen Menschen hat sich das Ziel gesetzt, seine Energiewende bis 2030 abzuschließen. Derzeit stammen über drei Viertel der Energie Kenias aus erneuerbaren Quellen, und in den nächsten sieben Jahren soll dieser Anteil auf 100 Prozent steigen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete Kenia bereits vor einigen Monaten als einen “echten Klima-Champion”.

Deutschland wird während des Gipfels für eine “deutliche Beschleunigung des globalen Ausbaus erneuerbarer Energien, einen klaren Ausstiegsplan aus fossilen Brennstoffen und starke Partnerschaften zwischen Afrika und Europa sowie weltweit” plädieren, so Staatssekretärin Morgan. Die deutsche Regierung beabsichtigt, mehrere Zusagen zu machen, darunter die Umwandlung von Schulden für die Klimaanpassung, Versicherungen gegen Klimarisiken und den Schutz der Wälder.

Der Gipfel wird voraussichtlich mit einer “Nairobi-Erklärung” abgeschlossen, die wichtige Signale und Ziele setzen wird und auch als Leitfaden für die bevorstehende Weltklimakonferenz dienen wird, die am 30. November in Dubai beginnt.

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