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Studierende nehmen selten staatliche Beihilfen in Anspruch

BAföG, Stipendien, Studienkredit – es gibt viele staatliche Fördermöglichkeiten. Nur: Hamburger Studierende nutzen sie kaum. Normalerweise wählen sie einen anderen Weg, um über die Runden zu kommen.

Studierende sitzen im Hörsaal. Foto.aussiedlerbote.de
Studierende sitzen im Hörsaal. Foto.aussiedlerbote.de

Hamburg - Studierende nehmen selten staatliche Beihilfen in Anspruch

Im Vergleich zu anderen Ländern nutzen Hamburger Studierende nahezu keine staatlichen Beihilfen zur Finanzierung ihres Studiums. Laut einer Studie des CHE Centrums für Hochschulentwicklung bestreiten knapp 87 % der über 100.000 Studierenden ihren Lebensunterhalt durch Aushilfs- und Nebenjobs oder werden von ihren Eltern gefördert. Nur 13,1 % nutzen staatliche Hilfen. Nach Thüringen ist dies der niedrigste Wert im Land. Den Angaben zufolge weist Sachsen mit 23,7 % die höchste Quote auf. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 16,2 %. Durchschnittlich benötigen Studierende zwischen 900 und 1.000 Euro pro Monat, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Laut der Check-Studie „Studienfinanzierung in Deutschland 2023“ liegt Hamburg beim wichtigsten nationalen Instrument zur Studierendenförderung – dem BAföG mit einer maximalen Förderrate von 934 Euro pro Monat – auf dem letzten Platz. Im vergangenen Jahr erhielten gerade einmal 10.499 Studierende in der Hansestadt BAföG. Das entspricht 8,8 % aller Studierenden. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen weisen mit 17,8 % bzw. 18,3 % die höchsten Förderquoten auf. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 11,5 %.

Bei den deutschen Stipendien – bundesweit erhalten 30.491 Studierende 300 Euro pro Monat – liegt die Hansestadt im internationalen Vergleich am unteren Ende des Spektrums. Auf dem vorletzten Platz liegt Hamburg mit 746 Stipendien für begabte und engagierte Studierende bzw. 0,6 % aller Studierenden. Den höchsten Steuersatz hat das Saarland mit 2,1 %. Es wird davon ausgegangen, dass der nationale Durchschnitt im vergangenen Jahr bei 1,0 % lag. Bei den Hochbegabten schneidet Hamburg etwas besser ab, liegt aber immer noch unter dem Bundesdurchschnitt.

Studien- und Bildungskredite der KfW wurden der Studie zufolge im vergangenen Jahr in Hamburg kaum in Anspruch genommen. Einer der Kredite umfasste 753 Kredite und der andere 258 Kredite. Im ganzen Land wurden fast 24.000 neue Kreditverträge unterzeichnet. Der Studie zufolge werden jeden Monat rund 41 Millionen Euro an rund 76.500 Kreditnehmer ausgezahlt. Studierende erhalten durchschnittlich 532 Euro pro Monat.

Die meisten Studierenden in Hamburg nutzen einen anderen Weg, um über die Runden zu kommen. Untersuchungen zeigen, dass im Jahr 2021 74,5 % der Vollzeitstudierenden, die nicht bei ihren Eltern wohnen, Teilzeit arbeiten. Dies ist bisher die Nummer eins im Ländervergleich. Es folgen Bremen und Berlin mit 71 % bzw. 70,3 %. Die niedrigste Teilzeitbeschäftigungsquote gibt es in Thüringen mit 50,7 %.

CHE Ulrich Müller, Leiter der Politikanalyse am Zentrum für Hochschulentwicklung, sieht aus den Daten einen dringenden Reformbedarf bei der staatlichen Studienförderung. Verzögerungen bei der BAföG-Reform und die derzeit exorbitanten Zinsen für KfW-Studienkredite führen dazu, dass immer mehr Studierende ihr Studium selbst finanzieren müssen. „Wenn wir das derzeitige System beibehalten (…), wird der künftige Studienerfolg zunehmend davon abhängen, ob man vermögende Eltern hat oder ein flexibles Studium absolviert, das mit Teilzeitarbeit vereinbar ist.“

Für Müller ist klar: „Die politische Maßnahme, die den Studierenden in den letzten Jahren finanziell am meisten geholfen hat, kommt nicht vom Bildungsministerium, sondern vom Arbeitsministerium: die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro im Oktober 2022.“

Schauen Sie sich die Studienfinanzierung für 2023 an

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Quelle: www.stern.de

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