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Esken lehnt das Angebot von Pistorius zur Wehrpflicht ab

Die Bundeswehr steht vor einem Personalmangel. Würde die Wiedereinführung der Wehrpflicht helfen? Verteidigungsminister Pistorius kann sich das vorstellen.

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SPD-Chefin Saskia Esken hat sich öffentlich gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen. Foto.aussiedlerbote.de

Verteidigung - Esken lehnt das Angebot von Pistorius zur Wehrpflicht ab

Die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Saskia Esken hat die Überlegungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), die Wehrpflicht wieder einzuführen, zurückgewiesen. „Ich halte nicht viel davon, die Verantwortung und Pflichten von Erwachsenen wieder einzuführen, was im Grunde auf meinem Menschenbild beruht“, sagte Esken der Deutschen Presse-Agentur. „Ich glaube, die Bundeswehr ist inzwischen zu einer Berufsarmee geworden, die weiterentwickelt werden muss.“

Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte in einem Interview mit der Welt am Sonntag, dass er angesichts des Personalmangels der Bundeswehr ein Wehrpflichtmodell prüfe und über ein Wehrpflichtmodell in Schweden nachdenke. „Alle jungen Männer und Frauen sind dort versammelt und nur ein ausgewählter Kreis leistet am Ende den Grundwehrdienst. Ob wir uns so etwas auch vorstellen können, ist Teil dieser Überlegungen“, sagte Pistorius, der alle Möglichkeiten prüfte. „Aber jedes Modell, egal welches es ist, braucht eine politische Mehrheit.“

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Die Ampel-Koalitionspartner Liberaldemokraten lehnten diese Überlegungen ab. Nun stößt der SPD-Minister auch innerhalb der Partei auf Ablehnung. „Ich denke, es gibt gute Gründe für die Aussetzung und faktische Abschaffung der Wehrpflicht“, sagte Parteichefin Esken der Nachrichtenagentur dpa. Die Entwicklung der Bundeswehr ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass die Wehrpflicht vorübergehend nicht mehr durchgesetzt werden kann. „Denn die dafür nötigen Trainingseinheiten gibt es nicht mehr.“

Esken betonte, dass die mangelnde Gerechtigkeit im Militärdienst einer der Gründe für die Abschaffung der Wehrpflicht in Deutschland sei. Auch das schwedische Modell kann dieses Produkt nicht herstellen. Das bedeutet, dass die Bundeswehr zuletzt nur für einen Teil des Jahres im Einsatz war.

Scholz lehnt Debattenentwurf ab

Deutschland hat die Wehrpflicht 2011 nach 55 Jahren ausgesetzt. Kurz nach seinem Amtsantritt nannte Pistorius es einen Fehler, der nicht im Handumdrehen korrigiert werden könne. Bundeskanzler Olaf Schulz (SPD) lehnte im Februar die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab. „Die Bundeswehr hat sich zu einer Berufsarmee entwickelt. Deshalb macht es keinen Sinn, die Wehrpflicht wieder einzuführen“, sagte er damals der Bild-Zeitung. Wehrbeauftragte Eva Högel (SPD) hingegen teilt Pistorius‘ Sympathie für das schwedische Modell.

Schweden hat 2010 nach Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt. Vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Sicherheitslage führte das Land 2018 die Wehrpflicht wieder ein, die Rekrutierung begann im Sommer 2017. „Wir hatten Schwierigkeiten, Kampftruppen auf freiwilliger Basis zu besetzen“, sagte der damalige schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist zu seiner Verteidigung.

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Quelle: www.stern.de

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