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Ampel für die Familie: Erleichterung, Entlastung

Wochenlang haben die Koalitionsspitzen über den neuen Haushalt 2024 gestritten. Jetzt ist er fertig, und die Kritik ist groß. Das Ergebnis wird sich also trotzdem gut verkaufen.

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Bundeskanzler Olaf Schulz (Mitte), Finanzminister Christian Lindner (rechts) und Vizekanzler Robert Habeck (links) betonen, dass die geplanten Steuererleichterungen im Bundeshaushalt 2024 beibehalten werden. Foto..aussiedlerbote.de

Haushalt 2024 - Ampel für die Familie: Erleichterung, Entlastung

Nach der Einigung im wochenlangen Haushaltsstreit haben die Spitzen der Grünen Koalition die Sozialverträglichkeit ihres Kompromisses unterstrichen. Bundeskanzler Olav Scholz (SPD) sagte mit Blick auf die Auswirkungen des vereinbarten höheren CO2-Preises, die "Mehrbelastung" durch die Benzinpreise sei "sehr gering".

Er, Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) betonten, dass die geplanten Steuererleichterungen im Bundeshaushalt 2024 beibehalten werden sollen. Wirtschaftsexperten und Verbände kritisieren jedoch, dass die versprochene Klimafinanzierung als sozialer Ausgleich für die Mehrbelastung durch den Klimaschutz unerfüllt bleibt.

Entlastung und sehr geringe Belastungen

Scholz betonte, dass die vereinbarte Entlastung bei der Lohn- und Einkommensteuer in Höhe von 15 Milliarden Euro bestehen bleibt. "Das bleibt auch so. Das gilt für kleine und mittlere Einkommen", sagte er am Mittwochabend in der ARD-Sendung "Farbe bekennen".

Lindner betonte in dem "Deutsche TV 2 Spezial", dass es "ab dem 1. Januar nächsten Jahres eine deutliche und spürbare Entlastung für den Mittelstand insgesamt" geben werde. "Es ist nicht nur eine Belastung, sondern wir verteidigen auch die Entlastung", sagte Wirtschaftsminister Habeck im "Heute Journal" von TV2. Er wies darauf hin, dass der Staat die Stromkunden weiterhin für die Förderung der Ökostromumlage (EEG-Umlage) belaste.

In einem Interview mit Agence France-Presse sprach auch Christian Dürr, Fraktionsvorsitzender der FDP, über das "Entlastungsbudget" für die arbeitende Bevölkerung und die Wirtschaft.

Steigende CO2-Preise: höhere Energiekosten

Die von Scholz angesprochene Mehrbelastung der Benzinpreise ist sehr gering, denn der Preis für klimaschädliche Kohlendioxid (CO2)-Emissionen ist höher als ursprünglich geplant: von 30 Euro pro Tonne CO2 sind es nun 45 Euro statt 40 Euro. Das bedeutet, dass Kraftstoffe, Gas und Heizöl etc. teurer werden, deren genauer Preis bereits berechnet wurde.

Der ADAC beziffert die Mehrbelastung für Benzin und Diesel auf 1,4 bis 1,6 Cent pro Liter (inklusive der bereits beschlossenen Erhöhung von 2023 auf 2024: rund 4,3 bzw. 4,7 Cent). Nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 bedeutet der Kauf von Erdgas für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh eine Mehrbelastung von 20 Euro (insgesamt gegenüber 2023: eine Erhöhung um 60 Euro).

Hinzu kommt, dass die Bundeszuschüsse zu den Netzkosten gestrichen wurden, so dass die Netzkosten, die die Verbraucher zu zahlen haben, laut dem Fernleitungsnetzbetreiber 50Hertz um 60 Euro für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3.500 kWh steigen werden.

Kritik von außen

Die Ökonomin Veronika Grimm fordert deshalb, dass die Ampel, wie bereits im Koalitionsvertrag vereinbart, Klimageld als Entschädigung an die Bürger auszahlt. "Das wäre eine ganz wichtige Maßnahme, um die Menschen für den Klimaschutz zu gewinnen", sagte sie gegenüber World TV. Besonders Menschen mit geringem Einkommen würden davon profitieren: Ihr CO2-Fußabdruck ist in der Regel kleiner, aber sie bekommen pro Kopf genauso viel zurück wie alle anderen.

Oliver Holtemöller, Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle, sieht das ähnlich. Er sagte dem MDR: "Um die Klimaschutzziele effektiv zu erreichen, empfehlen Ökonomen schon lange, den CO2-Preis zu erhöhen." Die fehlende soziale Kompensation sei eben genau das: "fehlend".

Auch der Sozialverband VdK fordert, dies zu ändern. "Höhere CO2-Preise sind unsozial", sagte VdK-Chefin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Deshalb muss die Klimafinanzierung so gestaltet werden, dass Menschen mit geringen finanziellen Mitteln nicht überfordert werden."

Karlsruher Urteil: Neuer Haushalt nötig

Nach wochenlangem Ringen haben sich die Koalitionsspitzen in den frühen Morgenstunden des Mittwochs geeinigt. Die neue Haushaltsplanung ist notwendig, weil die alte Sonderfinanzplanung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt 2021 nicht mehr als verfassungsgemäß gilt. Das bedeutet, dass die Koalition bis 2024 rund 30 Milliarden Euro verlieren wird.

Kernpunkte der Lösung

  • Schuldenbremse: soll 2024 zunächst nicht ausgesetzt werden, aber es sollen Ausnahmen für die Folgen der Hochwasserkatastrophe im Ar-Tal geprüft werden. Die Ampel behält sich vor, später auszusetzen und zusätzliche Kredite in Anspruch zu nehmen, wenn sich die Lage in der Ukraine ändert.
  • Milliardenschwere Subventionen für Industrieprojekte in Ostdeutschland, wie die Intel-Chipfabrik bei Magdeburg: Daran will die Ampel festhalten - und am Ausbau der Wasserstoffwirtschaft.
  • Der Preis für Kohlendioxid beim Tanken und Heizen mit fossilen Brennstoffen: Statt wie bisher geplant am 1. Januar 2024 auf 40 Euro pro Tonne zu steigen, soll er 2025 auf 45 Euro und dann auf 55 Euro steigen.
  • Netzkosten: 5,5 Milliarden Euro an Bundeszuschüssen werden gestrichen. Strom wird also teurer.
  • Elektroauto-Förderung: soll früher auslaufen - wann, ist unklar.
  • Energiesteuern: Steuervergünstigungen für Agrardiesel sollen gestrichen werden.

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Quelle: www.stern.de

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