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„Abstrakter, mehr Mohn“: Künstler malt Filmplakat

Götz Valien bringt Schauspieler im Großformat auf die Leinwand. Der Künstler war einer der letzten Filmplakatmaler in Deutschland. Er weiß, warum erfolgreiche Filme wie „Titanic“ schlecht fürs Geschäft sind.

Filmplakatkünstler Götz Valien malt in seinem Berliner Atelier das Plakat für den Film „Der....aussiedlerbote.de
Filmplakatkünstler Götz Valien malt in seinem Berliner Atelier das Plakat für den Film „Der Meister“. Foto.aussiedlerbote.de

Berlin - „Abstrakter, mehr Mohn“: Künstler malt Filmplakat

Bradley Cooper ist leicht anzusehen. Eine Locke brauner Haare fiel sanft auf die Stirn des amerikanischen Schauspielers. Heute kümmert sich Götz Valien um die Wimpern. Dazu holt er einen schmalen Pinsel und schwarze Farbe hervor. Eines Tages wird ein Berliner Kino ein riesiges Filmplakat für das Theaterstück „Der Meister“ aufhängen. Es wird später nicht viel anders aussehen als das Originalplakat. Aber es gibt einen großen Unterschied: Valiens Poster ist handgezeichnet und viel größer als das Original.

Der 63-jährige freischaffende Künstler arbeitet nebenberuflich an der Gestaltung von Bannern für neue Filmproduktionen in vier Kinos in Berlin. Dazu gehören der Delphi-Kinopalast im Zoo Charlottenburg und das Kino International, einst das bedeutendste Erstkino Ostdeutschlands. Die Abmessungen variieren von Kino zu Kino – in Delphi betragen sie etwa 6 x 9 m. Wallien sagte, er sei einer der letzten Filmplakatmaler Deutschlands gewesen. Im Raum München ist ein weiterer Filmkünstler tätig.

Mehr als 30 Jahre in der Branche

Das Atelier des Berliners liegt im Hinterhof und duftet nach frischer Farbe. Auf den Regalen stehen bunte Blumentöpfe, bemalt mit hellblauer, leuchtend gelber oder roter Farbe, daneben Pinsel in verschiedenen Größen. Der in Österreich geborene Künstler kreiert seit mehr als dreißig Jahren gemeinsam mit Kollegen Filmplakate. Der Künstler schätzt, dass er bisher mehr als 3.000 Poster gezeichnet hat, mit wahrscheinlich doppelt so vielen Gesichtern, darunter Stars wie Leonardo DiCaprio und Penelope Cruz.

Nach Angaben des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums handelt es sich um eine Zunft, die langsam verschwindet. Ähnlich sieht es Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, der auch historische Medien wie Filmplakate erforscht: „Das ist nun wirklich eine exotische Kuriosität, die man nicht anders beschreiben kann.“

Dies hat vor allem finanzielle Gründe. Für viele Kinos sind zusätzliche Aufträge zum Zeichnen von Filmplakaten nicht realisierbar. Darüber hinaus kommen Filme immer schneller in die Kinos. „Filme halten sich im Kino nicht mehr lange. Man muss also ständig neu streichen“, sagte Roessler. Und oft ist einfach nicht so viel Platz für Werbung.

Die Titanic war ein Wendepunkt

Valien sagte auch, dass er bis zum Jahr 2000 etwa 20 Flächen pro Monat bemalte, viel mehr als heute. Im Jahr 1997 kam der Filmklassiker „Titanic“ auf die Leinwand und hatte große Wirkung. Am Kurfürstendamm gab es damals noch viele Kinos. Aufgrund des großen Lobes der Kritiker für den Film mit Leonardo DiCaprio hing das Plakat etwa drei Monate lang an der Außenwand, bevor es ersetzt wurde. Je länger ein Banner hängt, desto unwirtschaftlicher wird es.

Die Erstellung eines Plakats dauerte etwa zwei Tage und er erhielt dafür nach eigenen Angaben mehrere Hundert Euro. Schwierigkeit: Die Schauspieler in den richtigen Proportionen positionieren. „Das Einzige, was zählt, ist, dass diese Zahlen korrekt sind. Wir Menschen haben zwei Augen, eine Nase und einen Mund. Es ist erstaunlich, wie man verschiedene Menschen anhand dieser wenigen Koordinaten unterscheiden kann“, sagte Varian.

Filmplakate bestehen aus mehreren Leinwänden, die dann zusammengefügt werden. Das bedeutet auch, dass der 63-Jährige beim Malen nie das gesamte Plakat sieht, sondern nur einen Teil davon. Ein Projektor half ihm dabei, wichtige Umrisse der Vorlage zu vergrößern. Natürlich sehen die bemalten Exemplare nicht ganz so aus wie die Originale, sagte er. Aber das ist das Besondere daran. „Insgesamt wurde es abstrakter und poppiger. Ich war sozusagen wie ein laufender Stich in einer Socke. Die Tatsache, dass etwas an dem Gemälde nicht stimmte, gab ihm einen Werbeeffekt.“

Berliner Filmplakatausstellung

Ein Sprecher sagte, die handgefertigten Banner hätten einen besonderen Reiz für Yorker Kinos, darunter Delphi und Keno International. „So wie wir alte Kinos erhalten, wollen wir auch den Charakter bewahren, der mit ihnen verbunden ist.“ Filmverleiher möchten nach der Veröffentlichung eines Films häufig über Büroräume verfügen.

Das Kulturforum Berlin zeigt im März außerdem Hunderte von Original-Filmplakaten aus den 1900er bis 2020er Jahren, darunter eine Replik von Valien. Andernfalls würde die Leinwand nach dem Bemalen mit weißer Farbe weggeworfen und einige Male wiederverwendet werden. Wie Varian sagte, waren sie durch die Farbe so schwer, dass sie nicht mehr verwendet werden konnten. Unabhängig davon ist das für „Maestro“ nicht allzu weit entfernt. Er wendet hier nun eine schwarze Hintergrundfarbe an. Dies ließ Cooper noch mehr zu sich selbst kommen.

Informationen zur Ausstellung „Große Filme. Filmplakate aller Zeiten“

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Quelle: www.stern.de

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