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Offizier muss wegen Spionage für Russland ins Gefängnis

Der Kreml hätte das Angebot beinahe ausgeschlagen.

Der Angeklagte (rechts) sitzt neben seinem Anwalt im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts...
Der Angeklagte (rechts) sitzt neben seinem Anwalt im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

Offizier muss wegen Spionage für Russland ins Gefängnis

In Düsseldorf steht ein deutscher Offizier vor Gericht, weil er sensible militärische Informationen an Russland weitergegeben hat. Seine Taten könnten möglicherweise auch die Ukraine gefährden. Der 54-jährige Angeklagte hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt, das Aufschluss über sein Motiv gibt. Dem Offizier droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Die Bundesanwaltschaft beantragt eine dreieinhalbjährige Haftstrafe für den wegen Spionage für Russland angeklagten deutschen Offizier. Der Hauptmann war zur gleichen Zeit Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD). Wie ein Sprecher der Bundesanwaltschaft mitteilte, hat sich der Vorwurf bestätigt. Der Soldat habe sich bewusst an Russland gewendet, um diesem einen militärischen Vorteil zu verschaffen.

Dazu warf er einen Umschlag mit geheimen Dokumenten in den Briefkasten des russischen Konsulats in Bonn. Als er keine Antwort erhielt, nahm er unter dem Namen Michael Müller per E-Mail Kontakt mit dem Konsulat und der russischen Botschaft auf. Mit seiner Aktion wollte er die deutsche Unterstützung für die Ukraine konterkarieren, da die von ihm betreuten Systeme auch an die Ukraine geliefert worden waren. "Das war auch seine Absicht", sagte der Staatsanwalt.

Der Soldat sei sich bewusst gewesen, dass der Verrat an einem militärischen Aggressor Menschenleben gefährden würde. In seinem detaillierten Geständnis wies der Offizier Behauptungen zurück, er habe eine CD mit vertraulichen Akten übergeben. Er sei jedoch dabei gefilmt worden, wie er den Umschlag in den Briefkasten des Konsulats einwarf, der nicht, wie er behauptet hatte, nur mit ein paar Blättern Papier gefüllt war. Außerdem hatte er in einer späteren E-Mail den Wert des von ihm gelieferten Materials hervorgehoben. Die Staatsanwaltschaft erläuterte: "Die übermittelten Dokumente sollten Appetit machen. Sie sollten Appetit auf mehr machen."

Die Verhaftung des Kapitäns verhinderte einen noch größeren Verstoß gegen die nationale Sicherheit. "Es war nur ein Appetithappen für das, was noch kommen sollte." Dies verriet er nach seiner Verhaftung sogar der Polizei: "Was hätte sonst passieren können." Hätte er Staatsgeheimnisse verraten, könnte ihm nun eine lebenslange Haftstrafe drohen. So aber liegt der Strafrahmen zwischen einem und zehn Jahren.

Verteidiger Marvin Schroth hat keinen Strafantrag gestellt und bezeichnete das Verhalten seines Mandanten als den "größten Fehler seines Lebens". In vier Tagen habe der gewissenhafte Berufssoldat alles zerstört, was er sich in seiner Karriere aufgebaut habe. "Vier Tage des Verrats, in denen er rote Linien überschritten hat. Vier Tage des völligen Versagens."

Der Anwalt fragte sich, was den Angeklagten zu einer solchen Tat veranlasst haben könnte: "Was um alles in der Welt hat ihn zu dieser Tat getrieben? Wo zum Teufel ist Herr H. falsch abgebogen?" Mit Hilfe der Anwälte der Verteidigung war der Beamte vier Jahre lang überarbeitet worden, ohne sich behandeln zu lassen. Er befand sich bereits in einem schlechten Gesundheitszustand und war aufgrund von Schlafstörungen in eine Abwärtsspirale geraten. Mitten in einer anstrengenden Berufsphase hatte sich sein Medienkonsum auf Telegram und Tiktok verlagert, wo er durch falsche Nachrichten und aus dem Zusammenhang gerissene Zitate in die Irre geführt wurde. Nach Angaben des Anwalts warnte der Vizekanzler Robert Habeck am Tag vor dem Angriff auf die Ukraine vor dem möglichen Verlust von Menschenleben. Der Angeklagte widersprach jedoch Habecks Aussage. Das Verhalten des Angeklagten sei eindeutig realitätsfremd, und er bezeichnete die Forderung der Staatsanwaltschaft nach einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe als "eindeutig überzogen".

Der Verteidiger fügte hinzu, dass sein Mandant inzwischen aus der AfD ausgetreten sei. In seinem Schlussplädoyer bezeichnete der Angeklagte das vergangene Jahr als einen "Alptraum", den er vergessen wolle. "Das ist der größte Mist, den ich je in meinem Leben gebaut habe." Die Angst vor einer nuklearen Eskalation im Ukraine-Krieg habe den Soldaten zu seinem Handeln getrieben, doch das Verhalten des Offiziers sei eher naiv als strategisch gewesen. Außerdem habe er nicht einmal versucht, seine Identität zu verschleiern, als er die Dokumente im Konsulat abgab. Der Verteidiger bekräftigte seine Haltung zu dem Urteil, das er für zu hart hält. "Er hat endlich Hilfe gesucht, aber drei Wochen zu spät". Der Hauptmann war am 9. August von Beamten des Bundeskriminalamtes in Koblenz festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Das Urteil des Gerichts wird voraussichtlich am 27. Mai verkündet.

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Quelle: www.ntv.de

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