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Lindner will kleine Überarbeitung der Schuldenbremse

Auch an der Ampel ist die Aussetzung der Schuldenbremse heftig umstritten. Nun äußert sich der Finanzminister zu möglichen Teilreformen. Leaguers warnen vor neuen Finanztricks.

Bundesfinanzminister Christian Lindner will eine Teilreform der Schuldenbremse. Foto.aussiedlerbote.de
Bundesfinanzminister Christian Lindner will eine Teilreform der Schuldenbremse. Foto.aussiedlerbote.de

Finanzen - Lindner will kleine Überarbeitung der Schuldenbremse

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt die von Sozialdemokraten und Grünen geforderte grundsätzliche, aber nicht partielle Reform der Schuldenbremse weiterhin ab. Er will sich nächstes Jahr mit dem Thema befassen. Die Höhe der möglichen Schulden soll stärker als bisher an konjunkturelle Schwankungen gekoppelt werden.

Einige Ministerpräsidenten der Koalition wollen auch die Mechanismen zur Begrenzung der Staatsverschuldung überarbeiten. Sie wollen mehr investieren und später die Früchte ernten. Andere in der EU sind dagegen – und schleswig-holsteinischer Ministerpräsident Daniel Günther hat sich ihnen nun angeschlossen.

Lindner sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass es Pläne gebe, die Berechnung der sogenannten Konjunkturkomponente zu modifizieren, um im Falle eines Konjunkturabschwungs mehr Handlungsspielraum zu schaffen. Das hat aber nichts mit der aktuellen Haushaltslage der Bundesregierung zu tun. „Ziel ist es, die Berechnungen an den aktuellen Stand der Wirtschaftsforschung anzupassen, wodurch sich die Schwankungsbreite verändert“, erklärt er. „Aber über einen Zeitraum von mehreren Jahren erhöht sich dadurch die zugrunde liegende Verschuldung nicht. Denn das größere Spektrum in einem Abschwung wird sich in einem Aufschwung wieder zusammenfinden“, sagte Lindner. Er will Reformen im Jahr 2024.

Wie hat die Liga darauf reagiert?

Achim Post, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten, erklärte im Berliner Tagesspiegel (Sonntag), dass Ampel diese Reform bereits im Koalitionsvertrag vereinbart habe. „Es sollte jetzt sehr schnell umgesetzt werden.“

Auch Sozialdemokraten und Grüne forderten eine umfassende Reform. „Dieses Thema muss aus der Tabuzone herauskommen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Andreas Audretsch der Zeitung. Es brauche eine Investitionsvorschrift, um „in Klimatechnologien, Arbeitsplätze, klimafreundlichen Wohlstand zu investieren“.

Was halten die Gewerkschaften von Lindners kleinen Reformen?

Matthias Middelberger (CDU), stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion, äußerte Zweifel an einer Anpassung der Schuldenbremse an konjunkturelle Schwankungen. „Die Schuldenbremse ist nicht mehr starr, sondern hat zwei flexible Komponenten, eine strukturelle und eine konjunkturelle“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Diese beiden Abschnitte ermöglichen beispielsweise bereits bis zum Jahr 2024 eine Neuverschuldung in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro. „Wir sind daher äußerst vorsichtig, was eine weitere Flexibilisierung der Schuldenbremse angeht“, sagten Haushaltsexperten. „Es kann keine neuen Tricks geben, um diese Grundregel zu umgehen.“

Doch das Finanzministerium bestritt dies. „Wie die EU vorgeschlagen hat, hat die Überprüfung des sogenannten wirtschaftlichen Anpassungsprozesses nichts mit Flexibilität oder einer höheren Gesamtverschuldung zu tun. Es geht lediglich um die Modernisierung eines Prozesses, der bisher durch veraltete statistische Annahmen stark behindert wurde.“ " sagte Lindners Abteilung. „Im Durchschnitt gibt es über mehrere Jahre hinweg keinen Spielraum mehr für Schulden.“

Kann die Liga nach eigenem Ermessen Anpassungen vornehmen?

Die Schuldenbremse des Grundgesetzes steht im Zuge der Haushaltsmisere des Bundes in der Kritik, weil sie nur einen gewissen Spielraum bei der Kreditvergabe bietet. Für größere Reformen, die SPD und Grüne fordern, wäre eine Zweidrittelmehrheit sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat erforderlich. Die Liberaldemokraten und ein Großteil der EU sind dagegen. Die Kuomintang sagte, es bestehe keine Notwendigkeit, das Grundgesetz zu ändern, um die wirtschaftliche Zusammensetzung anzupassen. Eine Mehrheit der Mitglieder des Ampelbündnisses würde genügen, denn es bedarf lediglich einer Gesetzesänderung zur Umsetzung der Schuldenbremse.

Was passiert mit großen Reformen?

„Ich halte Investitionen in die Zukunft für unbedingt notwendig“, sagte Berlins Bürgermeister Kai Wegener (CDU) der Nachrichtenagentur dpa. „Weder Berlin noch die anderen Bundesländer noch der Bund können das mit einem Haushalt hinbekommen.“ Verkehrswege Der Rückstand von Die Investitionen und Verbesserungen an Brücken, Schulen, Polizei- und Feuerwachen sind enorm, da viele Dinge einem Verschleiß unterliegen. Dazu gehört auch die Ansiedlung von Unternehmen, insbesondere in Ostdeutschland, und deren Bindung. Darüber hinaus steht Wegener vor großen Herausforderungen, etwa beim Klimaschutz oder beim Wohnungsbau.

Was sagen die Neinsager?

Zu ihnen gehört auch der CDU-Vorsitzende und Unionistenführer Friedrich Merz, der Wegener bereits wegen seiner Haltung anprangerte. Günther, Kanzler des Landes Schleswig-Holstein, teilte die Ansicht von Merz. „Wenn man Schulden um der Schulden willen aufnimmt und die Last auf die nächste Generation überträgt, wird nichts besser“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir können nicht ewig mehr ausgeben, als wir einnehmen.“ Er fügte hinzu: „Ich glaube, die Schuldenbremse.“ ist das Richtige und die aktuellen Regelungen sind das Richtige.“

Warum löst es Diskussionen aus?

Mitte November hat das Bundesverfassungsgericht aufgrund der Föderalistenklage die 60 Milliarden Euro im Haushalt 2021 des Klima- und Transformationsfonds umverteilt und für ungültig erklärt. Die Richter entschieden außerdem, dass die Bundesregierung Notkredite nicht für spätere Jahre zurückstellen könne. Das hat ein milliardenschweres Loch im Bundeshaushalt hinterlassen, die Ampelkoalition aus Sozialdemokraten, Grünen und FDP hat sich nach wochenlangem Ringen erst in dieser Woche auf die Finanzierung geeinigt.

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Quelle: www.stern.de

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