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Proteste
Israelis protestieren gegen die Pläne der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, das Justizsystem zu reformieren.

Israel: Neue Massenproteste

Im Vorfeld einer entscheidenden Gerichtsverhandlung erlebte Israel eine massive Welle des Protests, bei der über hunderttausend Bürger ihre Bedenken hinsichtlich der kontroversen Umstrukturierung des Justizsystems äußerten. Laut Medienberichten nahmen an der zentralen Kundgebung am Samstagabend in Tel Aviv mehr als 118.000 Teilnehmer teil, obwohl die Organisatoren sogar von 140.000 sprachen. Proteste fanden auch in verschiedenen Regionen Israels statt, wobei Plakate starke Botschaften wie “Die Stimme des Gerichts zählt” und “Die Demokratie hängt vom Obersten Gericht ab” vermittelten.

Während einer Demonstration in Tel Aviv ereignete sich spät in der Nacht ein Vorfall, bei dem ein Mann sein Auto in eine Gruppe fuhr, die die Straße blockierte. Die Polizei meldete leichte Verletzungen bei fünf Personen, und die Behörden nahmen den Fahrer anschließend fest. Dieser Vorfall erinnerte an ähnliche Vorfälle während früherer Proteste gegen Regierungspolitik.

Umstrittene Justizreform

Ende Juli verabschiedete die Koalition im Rahmen einer äußerst umstrittenen Justizreform Gesetze, die die Befugnisse des Obersten Gerichts einschränken sollen. Kritiker sehen darin eine potenzielle Bedrohung für Israels demokratische Prinzipien. Die Regierung hingegen argumentiert, dass das Oberste Gericht zu viel Macht ausübt und sich in politische Angelegenheiten einmischt.

Der kommende Dienstag markiert einen historischen Moment, an dem sich erstmals alle 15 Richter des Obersten Gerichts versammeln, um über Petitionen gegen das neue Gesetz zu beraten. Obwohl der Zeitplan für eine Entscheidung unklar ist, wird erwartet, dass die Beratungen über mehrere Wochen hinweg andauern werden.

Israel / Foto: 429687 / pixabay.com

In der rechtlichen Geschichte Israels hat das Oberste Gericht bisher noch kein Gesetz dieser Art aufgehoben. Sollte ein solches Ergebnis eintreten und die Regierung sich weigern, zu folgen, könnte das Land in eine verfassungsrechtliche Krise geraten.

Ministerpräsident Netanyahu hat bisher vermieden, öffentlich zu erklären, ob er das Urteil des Gerichts respektieren wird. Am Mittwoch teilte er jedoch einen Beitrag von Parlamentssprecher Amir Ohana in sozialen Medien, in dem Ohana auf die Unwilligkeit der Regierung hinwies, eine Umkehr zu akzeptieren. Ohana betonte, dass die Knesset, das Parlament Israels, es “nicht dulden werde, missachtet zu werden”, und forderte das Gericht auf, seine “Grenzen bei der Ausübung von Macht” anzuerkennen.

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