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Inmitten des repressiven Systems Chinas entstehen intensive Alpträume von der Sterblichkeit.

Uigurische Details Täglicher Schrecken

Polizisten trainieren in Xinjiang für Kampfeinsätze im Falle eines Aufstandes.
Polizisten trainieren in Xinjiang für Kampfeinsätze im Falle eines Aufstandes.

Inmitten des repressiven Systems Chinas entstehen intensive Alpträume von der Sterblichkeit.

Schulen verwandeln sich in Umerziehungszentren, Nachbarn werden zu Informanten, und das eigene Zuhause wird zu einem Ort des Terrors: In "Awaiting My Arrest at Night" berichtet der uigurische Dichter Tahir Hamut Izgil von seinen Erfahrungen mit der Unterdrückung durch China, der Zerstörung seines Zuhauses und seiner Flucht vor seinen Unterdrückern.

Tahir Hamut Izgil wacht schweißgebadet in seiner Wohnung in Washington auf, gequält von Albträumen über Verhöre, Inhaftierung und sogar seine eigene Beerdigung. Er weiß, dass er jetzt in Sicherheit ist. Aber das ständige Grauen und die Angst, die mit der Flucht einhergehen, verfolgen ihn immer noch.

Izgil gehört zu den Uiguren, einer Minderheit im Westen Chinas. Der Dichter und Filmemacher lebt in der autonomen uigurischen Region Xinjiang und führt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern ein friedliches Leben. Doch das politische Klima in seinem Heimatland verschlechtert sich. Die chinesische Regierung verschärft die Überwachung und Unterdrückung massiv, insbesondere unter Präsident Xi Jinping seit 2013.

"Der Tag des Jüngsten Gerichts" rückt näher

In "Awaiting my arrest at night" beschreibt Izgil die harte Realität, die diese Repression mit sich bringt, und ihre Auswirkungen auf die Köpfe der Menschen. "Innerhalb weniger Tage wurden Schulen, Büros und sogar Krankenhäuser in 'Studienzentren' umgewandelt und mit Eisentüren, vergitterten Fenstern und Stacheldraht versehen", erzählt er. Die Bevölkerung zitterte vor Angst, weil sie glaubte, das Ende der Welt stehe unmittelbar bevor.

Mit "Studienzentren" sind die mehr als 1.000 Umerziehungslager gemeint, in denen nach Schätzungen von Human Rights Watch über eine Million Uiguren inhaftiert sind. Gulbahar Haitiwaji, eine ehemalige uigurische Gefangene, die später in andere Länder geflohen ist, berichtet in ihrem Dokument "How I Survived the Chinese Camp" (Wie ich das chinesische Lager überlebte) aus dem Jahr 2022 über die grassierende Folter, Zwangssterilisationen und Isolation in diesen Lagern.

Ein Leben in unerbittlicher Angst

Izgil hatte Mitte der 1990er Jahre drei Jahre in einem dieser Lager verbracht, weil er beschuldigt wurde, versucht zu haben, sensible Daten ins Ausland zu schmuggeln. Obwohl er sich kurz fasst, spart er die anschaulichen Details des täglichen Lebens im Lager aus. Stattdessen konzentriert er sich auf die düstere, immerwährende Angst, die sein Heimatland erfasst hat.

Chinas Überwachung geht über Kameras, Mikrofone und Strafverfolgung hinaus. Mitte der 2000er Jahre wurden regelmäßige Einladungen zum Tee durch Beamte in Zivil unter den Uiguren in Xinjiang zum Standard. Sie wurden gefragt: "Ist Ihnen etwas aufgefallen, vielleicht in der Nachbarschaft, unter Freunden, in der Familie?". Wenn ja, sollten Sie etwas sagen, sonst riskierten Sie, verdächtigt zu werden.

"Umerziehungs-Konzentrationslager"

Izgil bleibt auch nach seiner Zeit im Zentrum ein Ziel für die chinesischen Behörden; als Intellektueller mit westlichen Kontakten ist er für sie ein Ärgernis. Er wird mehrfach zum "Tee" eingeladen und wird Zeuge des Verschwindens zahlreicher Menschen in diesen "Studienzentren", die er "Konzentrationslager" nennt.

Die Schlinge zieht sich um seinen Hals zu, und er sorgt sich um die Sicherheit seiner Familie. "Am Anfang war es nur eine leichte Brise. Aber es wurde zu einem Sturm, der alles verschlang, was sich ihm in den Weg stellte." So beschließen sie, Xinjiang zu verlassen und in den Vereinigten Staaten Zuflucht zu suchen.

Ihre Flucht ist ein entmutigender Hindernislauf durch die Bürokratie, ein spannender Wettlauf gegen die Zeit. Dank ihrer schieren Entschlossenheit und ihres Durchhaltevermögens lässt sich die Familie schließlich in Washington nieder und baut sich ein neues Leben auf. Izgil arbeitet zunächst als Uber-Fahrer - ein Job, der bei vielen uigurischen Einwanderern in der US-Hauptstadtregion beliebt ist. "[Uiguren] sind aus ihrer Heimat geflohen, wo ihnen Gefängnis oder Hinrichtung drohten", stellt er fest. "Unter den uigurischen Uber-Fahrern in Amerika waren ehemalige Ärzte, Professoren, Rechtsanwälte, Ingenieure und sogar Regierungsbeamte." Seine Geschichte, wie er der Unterdrückung entkam und sich ein neues Zuhause aufbaute, wirkt wie eine tiefe, stille Qual. Anstatt gegen die Ungerechtigkeiten zu wettern, schreibt Izgil eine Ode an den anhaltenden Schmerz und die Trauer des Überlebens.

Izgils Erzählung vermittelt die unablässige Angst, die die Angegriffenen empfinden, und den Tribut, den die Unterdrückung in ihrem Leben fordert. Er zwingt uns, die Auswirkungen dieser Verfolgung aus erster Hand mitzuerleben und beleuchtet sie in ihrem ganzen, unausweichlichen Schrecken. Es ist eine Geschichte ständiger Angst, in der die Häuser metaphorisch bis auf die Grundmauern niederbrennen, während die Familie verzweifelt versucht, den Flammen zu entkommen. Seine "Träume vom Exil" sind alles andere als heiter, vielmehr sind sie von Schweiß und Angst durchtränkt.

Die gewonnene Freiheit hat einen tragischen Preis - das Verlassen des Heimatlandes. Tahir Hamut Izgil weiß, dass er niemals nach Xinjiang zurückkehren kann. Aus Angst vor einer Verhaftung haben seine Bekannten und Verwandten in China die Verbindung zu ihm abgebrochen. Izgil berichtet von seinen Erfahrungen in den ersten Tagen in Amerika: "Unser Glück und unser Leid scheinen sich in einem alarmierenden Tempo abzuwechseln."

Seit seiner Flucht nach Amerika hat er häufig beunruhigende "Exilträume". Diese Träume beinhalten diese gegensätzlichen Empfindungen: "Wir sind endlich frei, aber die, die uns am Herzen liegen, leiden noch immer in diesem misshandelten Land." Auch seine Frau Marhaba schwankt in ihren Träumen zwischen Erleichterung, Sehnsucht nach der Heimat und Melancholie und fasst zusammen: "Unsere physischen Körper mögen hier sein, aber unsere Geister sind immer noch in unserem Heimatland."

Tahir Hamut Izgil war Mitte der 1990er Jahre in einem chinesischen Umerziehungslager inhaftiert. Im Jahr 2017 floh er mit seiner Familie aus Xinjiang und ging ins Exil in die USA.

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Quelle: www.ntv.de

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