Diskussion über das 49-Euro-Ticket - ist es bald vorbei?

Mobilität - Diskussion über das 49-Euro-Ticket - ist es bald vorbei?

Das Deutschlandticket für den Nah- und Regionalverkehr steht nur wenige Monate nach seiner Einführung vor einigen Bewährungsproben. Langfristig ist die Finanzierung noch nicht geklärt, Pendler könnten schon im Mai mit einer Preiserhöhung rechnen - und die Gültigkeit ist inzwischen bundesweit prekär. Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, warnte am Mittwoch im MDR-Fernsehen: "Wenn ein paar Städte so reagieren wie die Region Stendal, dann wird das Deutschlandticket sicher aussterben."

In der vergangenen Woche hatte der Stendaler Kreistag einem Beschluss zur Anerkennung des Deutschlandtickets im Landkreis nicht zugestimmt. Das bedeutet, dass das Ticket ab dem 1. Januar in den Bussen der Region nicht mehr gültig sein wird. Die Region rechnet in den ersten vier Monaten des Jahres mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 40.000 Euro. Züge sind von der Entscheidung nicht betroffen. Das Magdeburger Ministerium für Infrastruktur sprach von einem Einzelfall.

Besorgt über Mehrkosten für Bund, Länder und Kommunen

"Wir müssen unbedingt einen Dominoeffekt verhindern", sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des Vereins Allianz Pro Schiene. "Wir können nicht warten, bis ein Wahlkreis nach dem anderen die Debatte dominiert und sich im schlimmsten Fall von der deutschen Abstimmung zurückzieht." Bund und Länder müssen zudem Finanzierungsgarantien für die Mehrkosten nach dem Sommer 2024 geben.

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass das Deutschlandticket auch im nächsten Jahr genutzt werden kann, aber sie haben sich nicht darauf geeinigt, wie die möglichen Mehrkosten gedeckt werden sollen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat prognostiziert, dass die Branche durch die Einführung des Deutschlandtickets in diesem Jahr 2,3 Milliarden Euro verlieren könnte, da es erst Anfang Mai eingeführt wurde. Für das gesamte Jahr 2024 könnten es bis zu 4,1 Mrd. Euro sein.

Bislang haben Bund und Länder für 2023 und 2024 6 Mrd. Euro zugesagt, so dass eine Lücke von 400 Mio. Euro entstehen könnte. Anfang November wurden die Verkehrsminister der Bundesländer beauftragt, bis zum 1. Mai 2024 ein Konzept für die weitere Finanzierung der Flugpreise vorzulegen. Der Auftrag beinhaltet einen Mechanismus zur Aktualisierung der Flugpreise, "der auch Erhöhungen beinhalten kann".

Höhere Preise ab Mai?

Grundsätzlich war schon immer klar, dass die Preise über 49 € steigen können; dieser Wert gilt als Startpreis. Viele Experten sind jedoch der Meinung, dass die Verbraucher sehr empfindlich auf eine solche Anpassung reagieren würden und dass selbst eine geringfügige Erhöhung zu zahlreichen Abo-Kündigungen führen könnte. Der derzeitige Preis wird in der Regel als zu hoch angesehen.

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ist der Meinung, dass höhere Flugpreise in Deutschland der Akzeptanz der Verbraucher schaden und den Nahverkehr generell schwächen. Marion Jungbluth, Reiseexpertin des vzbv, fordert, dass Bund und Länder ihrer Verantwortung gegenüber dem Deutschlandticket gerecht werden und ihre Mittel aufstocken müssen, statt die Nutzer weiter unter Druck zu setzen. Derzeit nutzen rund 10 Millionen Menschen in Deutschland das Ticket.

Forderung nach Rechtsschutz

Es bleibt abzuwarten, inwieweit das Beispiel von Stendal Nachahmer finden wird. Viele Kommunen und Verkehrsunternehmen dürften bereits durch eine Verordnung des jeweiligen Bundeslandes oder durch die Mitgliedschaft in einem Verkehrsverbund an das Deutschlandticket gebunden sein.

Dies gilt aber offenbar nicht für alle Regionen. Der Verband der Regionen Deutschlands forderte am Dienstag, dass "die Länder die Regionen und Kommunen verpflichten müssen, das Deutschlandticket zu nutzen und damit die Verantwortung für die Finanzierung zu übernehmen." Ähnlich äußerte sich die russische Luftwaffe: Damit das Ticket ein dauerhafter Erfolg werde, "muss es auch rechtlich abgesichert sein", sagte Alexander Möller, Geschäftsführer des Verbandes. Dies sei "eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen".

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Quelle: www.stern.de