In der Herren-Bundesliga konkurriert Branchenprimus Bayern München. In der Elitegruppe der Frauen bangt der erste Platz nicht nur vor Langeweile, sondern auch vor Wolfsburgs Vorteil. Das Team um DFB-Star Alexandra Pope ist auf einem guten Weg zu einer idealen Titelverteidigung. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir schon Meister sind, alles ist klar“, betonte Cheftrainer Tommy Strut vor dem Neujahrsauftakt am Samstag beim FC Freiburg (14 Uhr/MagentaSport) Frauenfußball alleine kann keine Titel mehr gewinnen – aber gib nicht auf.
Struet zeigte sich von einer Aussage aus Frankfurt “sehr überrascht”. Axel Hellmann, ein hochrangiger Funktionär des Rivalen Eintracht, sieht die Dominanz von Wolfsburg als Hindernis für die Entwicklung des Sports. Wenn sich die achtfache Erfolgsserie des VfL im DFB-Pokal auch in künftigen Ligen widerspiegele, „wird der Frauenfußball kein vergleichbares sportliches Produkt wie der Männerfußball sein“. Ein Sprecher des Eintracht-Vorstands und künftiger Interims-Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) schlug kürzlich Alarm.
Mit Nationalspielerinnen wie Popp, Lena Oberdorf, Merle Frohms und Svenja Huth hat Wolfsburg 2022 alle Bundesliga- und DFB-Pokal-Wettbewerbe gewonnen. An der Tabellenspitze liegt Strut mit fünf Punkten Vorsprung auf die Bayern und sieben auf Eintracht Frankfurt. „Wir müssen in allen Bereichen wachsam sein. Mit der Vergangenheit können wir uns nichts kaufen“, mahnte der VfL-Trainer. „Ich denke, es wäre der größte Fehler zu glauben, wir müssten jetzt schwächeln, um es spannender zu machen. Ich denke, entscheidend ist, wie sich die Liga entwickelt.“
Struth verweist auf München und Frankfurt, aber auch auf die TSG 1899 Hoffenheim und den SC Freiburg. Von den letzten zehn Titeln haben die Wolfsburgerinnen sieben gewonnen, die Bayern drei. „Wenn man den Frauenfußball wirklich zu einem spannenden Wettbewerb entwickeln will, muss die Ergebnisoffenheit der Meisterschaft her. Der größte Fehler ist, wenn es in zehn Jahren zum Image der Männer-Bundesliga wird“, so Herrmann sagte, warnte.
Aber auch die ehemalige Bundestrainerin Silvia Ned entgegnete im Interview mit dem „Kicker“: „Wir haben jetzt nicht nur zwei Topteams, sondern gleich mehrere. Die Entwicklung ist gut. Die Spieler sind gut ausgebildet. Die Bundesliga ist eine der besten Ligen die Welt.”
Neuerdings ist das Ziel der Frankfurter die Qualifikation für die Champions League, da reicht der dritte Platz. In einem Testspiel zur Vorbereitung auf den Kampf besiegten die Frankfurter Fußballerinnen die Wolfsburger Fußballerinnen mit 3:2. Und die Bayern, die wie Wolfsburg ins Viertelfinale der Champions League eingezogen sind? Das Team von Trainer Alexander Strauss verlor im Hinspiel in Wolfsburg mit 2:1. „Das wird eine lange Saison für alle Beteiligten und der Titel steht noch aus“, betonte Sportdirektorin Bianca Reich.
Die Münchner absolvierten Wintertrainings in Katar und Mexiko um Englands Europameisterin Georgia Steinway. “Für uns im Allgemeinen geht es immer darum, uns weiterzuentwickeln und jeden Tag besser zu werden. Es waren ein paar großartige Wochen für uns”, sagt Straus, der den einzigen Härtetest vor ihnen verloren hat, gegen Tigres Feminil, 0 – 1. Auch die Besucherzahlen sind nach der Bundesliga EuroBasket in England deutlich gestiegen: durchschnittlich 3.058 Fans bisher Come on, letzte Saison waren es nur 800.
Die Bayern waren am Sonntag (13 Uhr) in Potsdam Tabellenletzter, während Nationalspielerin Giulia Gwin (Training nach Kreuzbandriss) fehlte. Kürzlich gewannen die Münchner Fußballerinnen die Meisterschaft 2021. „Ich denke, wir haben viel Potenzial. Einerseits wird vieles seine Zeit brauchen, andererseits sind wir schon eine starke Mannschaft und damit kann man etwas erreichen“, sagt DFB-Spieler Sidney Roman.