Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht die tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Rückkehr in den Militärdienst. Der Leiter des Verteidigungsausschusses der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte, die öffentlichen Diskussionen zu dem Thema seien “bis zu einem gewissen Grad nicht seriös”. Der sich verschärfende Fachkräftemangel ist dabei nur ein Aspekt.
„Das Ende der Wehrpflicht gilt grundsätzlich nur in Friedenszeiten. In einer angespannten oder defensiven Lage kann sie wieder aktiviert werden“, sagte Sterak-Zimmermann von der Süddeutschen Zeitung. Vor einem Jahr war sie entschieden dagegen. Strack-Zimmermann findet nun: „Ein einfaches Ja oder Nein reicht nicht.“
Sie sagte, die Aussetzung der Wehrpflicht sei angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und der sich verändernden Sicherheitslage in ganz Europa bedauerlich.
Allerdings mussten einige Änderungen seitens der Bundeswehr vorgenommen werden, bevor es wieder eingeführt werden konnte. Kasernen müssen gebaut oder erweitert werden, und es werden mehr Ausbilder und militärische Ausrüstung benötigt. Außerdem muss die Wehrpflicht auch für Frauen gelten und auf zwölf Monate verlängert werden. Hier ist das Problem: Das Ganze werde nicht nur viel Zeit in Anspruch nehmen, „es kostet mehrere zehn Milliarden Euro, um das System wieder zum Laufen zu bringen“, sagte Strack-Zimmermann.
Link: “Aussetzung der Wehrpflicht war kein Fehler”
Vergangene Woche hatte der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) das Wehrpflichtmoratorium der schwarz-gelben Bundesregierung im Jahr 2011 als Fehler bezeichnet.
Linke kritisieren Wehrpflichtdiskussion. “Es gibt keinen Tag, an dem einige Vertreter von SPD, FDP, Grünen oder Koalition neue Aufrüstungen vorschlagen: Panzerlieferungen, Kampfjets und jetzt die Wiedereinberufung”, sagte der erste Fraktionsvorsitzende des Linksblocks, Jan Kotter. Die Aussetzung der Wehrpflicht ist kein Fehler, sondern ein zivilisatorischer Fortschritt.
Inzwischen hat der Reservistenverband seine Unterstützung für die Wiedereinberufung zum Ausdruck gebracht. “Wenn wir müssten, könnten wir die Bundesrepublik Deutschland nicht verteidigen, wenn wir keine Wehrpflicht hätten”, sagte Verbandspräsident Patrick Sensberger gegenüber World Television. Rund 200.000 Soldaten und 100.000 Reservisten reichten für den Ernstfall nicht aus.