Bildung - „Wir lassen nicht locker“: Eltern machen proaktiv Druck
Die Förderer eines beliebten Vorschlags drängen weiterhin auf eine baldige Rückkehr zu neunjährigen Gymnasien in Baden-Württemberg, nachdem die Landesregierung angekündigt hatte, dafür ein neues Modell zu entwickeln. „Wir lassen nicht locker, bis ein akzeptables Konzept auf dem Tisch liegt“, sagt Anja Plesch-Krubner, eine der Initiatorinnen. Das führen sie auf ihre Unterstützer zurück. Wenn der Staat zu lange braucht, um ein Konzept zu entwickeln, oder nicht nah genug an die Anforderungen eines Volksvorschlags herankommt, erhöht sich der Druck erneut. „Dann müssen wir einen Volksentscheid einleiten“, sagte Plesch-Krubner.
Die Initiative will das Land Baden-Württemberg durch einen Volksentscheid zur Wiedereinführung neunjähriger Gymnasien zwingen. Sponsoren sammelten mehr als 100.000 Unterschriften und überreichten sie dem Landtag. Möglicherweise muss sich der Rat nächstes Jahr mit dem Antrag befassen. Wird der Gesetzesentwurf der Initiative abgelehnt, können die Initiatoren einen Volksentscheid beantragen. Sie müssten dann erneut Unterschriften sammeln, in diesem Fall jedoch ein Zehntel der Wahlberechtigten, derzeit rund 770.000. Wenn sie Erfolg haben, könnte das Referendum letztendlich über die Länge der High Schools entscheiden.
Der Staat gab am Dienstag bekannt, dass er offen für eine „neue G9“ sei und begann mit der Entwicklung solcher neuen G8/G9-Modelle, nachdem ein von der Landesregierung einberufenes Bürgerforum eine Rückkehr zu einer modernisierten G9 empfohlen hatte. Bundeskanzler Winfried Kretschmann sagte: „Wir werden keine schnellen Entscheidungen treffen und auch nicht einfach zum G9 der 1990er Jahre zurückkehren. Wir werden Lösungen entwickeln, die den Anforderungen unserer Zeit entsprechen. Wir werden die Empfehlungen des Bürgerforums planen und übernehmen.“ (Grüne Partei).
Allerdings macht er sich keine Hoffnungen auf die schnelle, vielseitige G9: Einen Wechsel auf ein neunjähriges Gymnasium im nächsten Schuljahr könne er sich nur schwer vorstellen, sagte Kretschmann. Ganz anders die Elterninitiative: „Wir fordern, dass dies schnellstmöglich, also noch vor dem nächsten Schuljahr, geschieht“, sagte Plesch-Krubner. Aus Initiativperspektive könnte das Land zunächst die Bildungsprogramme der G9-Modellschulen nutzen, bis das Konzept einer modernisierten G9 entsteht.
Plesch-Krubner betonte, dass sie und ihre Kollegen auch gesprächsbereit seien. Die Unterstützer des beliebten Vorschlags sehen auch eine Modernisierung der Gymnasien vor. „Es macht uns Spaß, über Lehrkonzepte zu reden. Es macht uns aber auch Spaß, darüber tiefer zu diskutieren“, sagte sie. Kretschman sagte am Dienstag, er wolle mit dem Veranstalter sprechen.
Hans-Ulrich Rürk, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, warf Kretschmann vor, bei dem Thema Zeit vertreiben zu wollen. „Bei den G9 haben wir keine Diskussionen begonnen und wir haben schon gar kein Wissensproblem“, sagte der Politiker am Sonntag. „Jetzt brauchen wir endlich eine schnelle Umsetzung.“
Das achtjährige Gymnasium ist derzeit das Regelgymnasium in Baden-Württemberg. G9 existiert nur als Demonstrationsprogramm in 44 öffentlichen Schulen und einigen Privatschulen. Eltern verteidigten ihre freiwillige Rückkehr zu G9 damit, dass die Kinder aufgrund der verkürzten Schulzeit unter großem Leistungsdruck stünden und wenig Freizeit hätten.
Lesen Sie auch:
- Die Finanzierung von Elektrofahrzeugen endet am Sonntag um Mitternacht
- Schifffahrtsverband fordert Deutschland zur Beteiligung am Seeschutz auf
- Drei mutmaßliche Hamas-Mitglieder festgenommen
- Sonntags-TV-Tipps
Quelle: www.stern.de