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Wie die Regierung Treibstoff für den Osten sichern will

Monatelang befürchteten viele Ostdeutsche, dass das Ölembargo der EU gegen Russland nach hinten losgehen würde. Höhere Treibstoffpreise, Firmenpleiten, Arbeitsplatzverluste – all das scheint wahrscheinlich. Denn die Kraftstoffversorgung von Berlin, Brandenburg und weiteren Regionen hängt von der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwerte ab. Letztere wiederum setzt bisher auf russisches Öl aus der „Druschba“-Pipeline, die die Bundesregierung zum 1. Januar kündigen will.

Vor zwei Wochen scheint Ersatz gefunden worden zu sein Deadline: Michael Kellner, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, kündigt an, dass an drei Fronten nicht viel getan werden soll – russisches Öl wird nach Schwedt verschifft, Die Raffinerie ist nahezu voll ausgelastet und die Versorgung gesichert. Einige Probleme bleiben ungelöst. Es gibt einige Antworten.

  • Wie ist der aktuelle Stand des Ölembargos?

Die EU stimmte zu, weil das Kriegsembargo gegen die Ukraine am 5. Dezember in Kraft trat. Sie gilt offiziell nur für russisches Öl, das per Tanker angeliefert wird. Auch Deutschland und Polen haben sich verpflichtet, kein Pipelineöl zu verwenden. Diese soll ab Januar gelten. Der dritte Schritt tritt am 5. Februar in Kraft: Die EU verbietet den Import von verarbeiteten Mineralölprodukten wie Diesel oder Kerosin aus Russland. Mit dieser – und einer weiteren vereinbarten Obergrenze für den Ölpreis – hofft die EU, Russlands Kriegskasse zu leeren.

  • Was ist das Problem mit PCK?

Ölimporte aus Russland deckten etwa 35 % des Bedarfs Deutschlands vor Beginn des Ukrainekriegs. Grob gesagt kommt ein Drittel davon von Tankern. Zwei Drittel fließen über die „Druschba“ nach Schwedt und dann über die Raffinerie nach Leuna in Sachsen-Anhalt. Bei Leuna änderte der französische Eigentümer Total schnell den Kurs und kündigte an, zum Jahresende kein russisches Öl mehr zu verwenden. Doch in Schwedt zeigen die Großaktionäre von PCK – zwei Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft – schon lange kein Interesse mehr an einer Abkehr von Rosneft.

Mitte September entzog die Bundesregierung der Rosneft-Tochter damit faktisch per Treuhand die Kontrolle über die PCK. Darüber hinaus ist die Regierung gegenüber der Fabrik in Ord weitreichende Verpflichtungen eingegangen, darunter eine zweijährige Arbeitsplatzgarantie für 1.200 Mitarbeiter und einen Investitionsplan für eine grünere Zukunft. Der Austausch des Motoröls “Druzhba” steht noch aus.

  • Was ist jetzt die Lösung?

Bis zu 55 % des Bedarfs werden per Tankschiff nach Rostock und von dort über bestehende Pipelines nach Schwerth transportiert. Die derzeitige Pipeline ist zu klein, um noch Rohöl zu transportieren. Es gilt auch als leicht zu reparieren. Daher werden zusätzliche Mengen über den polnischen Hafen Danzig verschifft, der auch die Raffinerie in Leuna beliefert.

Laut Kellner wird die Kapazitätsauslastung von PCK ab dem 1. Januar 70 % erreichen. Das ist das Versprechen Polens. Zudem werde ein Vertrag mit Kasachstan unterzeichnet: „Ziel ist es, nach der Stabilisierung neuer Bezugsquellen im nächsten Jahr die Auslastung bis Januar dieses Jahres weiter zu steigern.“ Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, formuliert es weiter insbesondere: Die Raffinerie arbeitet derzeit mit einer Auslastung von 85 %. „Ich bin optimistisch, dass es auch durch die Verhandlungen mit Kasachstan gelingen wird, die letzte Lücke zu schließen.“

Die konkrete Situation mit Kasachstan ist noch nicht bekannt. Auf die Frage von Klaus Ernst, einem Linkspolitiker, der die Sanktionspolitik ablehnt, sagte Kellner, die Aktionäre hätten „bereits eigene Verträge mit Kasachstan ausgehandelt“. Kasachstans Option hat auch einen Haken: Das Öl fließt durch “Druschba” und teilweise über russisches Territorium nach Deutschland. Wird Moskau das auf Dauer zulassen? Es ist eine Unsicherheit, sagte Kellner.

  • Wird Kraftstoff an Tankstellen in Ostdeutschland knapp und teuer?

Die brandenburgische Landesregierung hat in den vergangenen Wochen die Zuversicht aufgegeben, dass sich zu Jahresbeginn nichts Wesentliches ändern wird. Wirtschaftsminister Steinbach spricht nun von der gefundenen Lösung: „Nach dem russischen Öl-Shutdown, der im Januar begann, ist dies ebenso wichtig wie die Gewährleistung der Rohölversorgung der PCK-Raffinerie, wie die Gewährleistung der Ölversorgungssicherheit.

Nur: Russisches Öl ist derzeit viel billiger als andere Ölsorten, weil Kriege jetzt viel mehr sind. Wenn Rohöl zu einem höheren Preis gekauft werden muss, könnte es einen Preiseffekt geben. Und das Embargo des Unternehmens , wird das Angebot dieser Produkte immer knapper, was Experten zufolge auch die Preise zumindest vorübergehend in die Höhe treiben kann.

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