Verkehrszirkulation mit Hindernissen
Mehr Radwege, mehr Platz für Fußgänger – aber weniger Autos in der Stadt: In vielen hessischen Städten werden Straßen, Wege und Plätze nach und nach umgestaltet. Dies wurde anerkannt, löste aber auch Widerstand aus. Anne Klein-Hitpaß, Verkehrsexpertin am Deutschen Urbanistischen Institut, sagte, die Konflikte in Städten seien im ganzen Land mehr oder weniger ähnlich. Überblick über die Lage in Gießen, Marburg und Frankfurt:
In Gießen laufen die Abrissarbeiten
Auffällig ist das Schicksal der umfassenden Verkehrsprüfung in Gießen. Das Konzept sorgte für großes Aufsehen und wurde im Sommer von den Gerichten gekippt. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Autos künftig die Außenspur des Innenstadtrings nur noch in einer Richtung nutzen können, während die bisherige Innenspur für Fahrräder und Busse reserviert bleiben sollte. Besonders kritisch äußerten sich lokale Wirtschaftsvertreter. Zwei Anwohner widersetzten sich dem Vorhaben und ihr Eilantrag wurde vom Verwaltungsgericht genehmigt.
Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) wies die Klage der Stadt letztlich ab und stufte den Verkehrsversuch als rechtswidrig ein. Bis Ende November soll die Wiederherstellung der ursprünglichen Verkehrswege erfolgen.
Derzeit laufen die Abrissarbeiten, die Kosten wurden zunächst auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Gegen Bürgermeister Alexander Wright (Grüne Partei) wird wegen anfänglichem Verdacht der Illoyalität ermittelt. Auch die Staatsanwaltschaft habe im Rathaus Unterlagen eingeholt und eine Begutachtung sei im Gange, sagte ein Sprecher der Behörde der Deutschen Presse-Agentur.
Marburg prüft Bürgerbegehren gegen Verkehrskonzept
Marburg stößt auch auf Widerstand gegen sein Verkehrskonzept „MoVe 35“, das darauf abzielt, die Bedingungen für Rad- und Fußverkehr zu verbessern und so die Öffentlichkeit zu verbessern Verbesserung der Verkehrsanbindung und Reduzierung der Anzahl der Autofahrten um die Hälfte. Das Konzept besteht aus zahlreichen Maßnahmen und wurde über die Jahre unter Beteiligung städtischer Gesellschaften und Regionen entwickelt. Nun könnte eine Bürgerinitiative dafür sorgen, dass diese Pläne erneut in Angriff genommen werden müssen.
Kritiker des Konzepts haben mehr als 8.000 Unterschriften gesammelt. Das Wahlamt prüft derzeit die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens, eine Entscheidung wird der Stadtrat voraussichtlich Mitte November treffen. Im Falle einer Genehmigung würde innerhalb von drei bis sechs Monaten ein Referendum stattfinden. Die Stadt sagte, die konkreten Folgen für die Klimaziele von Marlborough könnten noch nicht abgeschätzt werden, wenn dies käme. „Der Magistrat hat die Kosten für die Umsetzung des Bürgerbegehrens auf MoVe35 und die möglichen Umsetzungskosten im Erfolgsfall sorgfältig auf einen sechs- bis siebenstelligen Betrag geschätzt.“
Tempo 20 für die Frankfurter Innenstadt Mangel an Autos
Die Stadt Frankfurt hat auf ihren Hauptstraßen auffällige rote Radwege gebaut, aber auch Autospuren wurden abgeschafft. Der motorisierte Verkehr in der Innenstadt wird nun weiter eingeschränkt. Wie Verkehrsdezernent Wolfgang Sievert (Grüne) sagte, ist geplant, die Geschwindigkeit in Nebenstraßen auf 20 km/h zu begrenzen. Der Durchgangsverkehr sollte auf Hauptstraßen beschränkt werden. Die Qualität der Unterkünfte wird sich verbessern, wenn weniger Autos unterwegs sind. Ziel ist es, eine Innenstadt mit wenigen Autos zu schaffen.
Auch das Parken auf der Straße sollte abgeschafft werden. „Wer in die Frankfurter Innenstadt fahren möchte, kann dies auch weiterhin tun und dann auf den Parkplatz fahren“, sagte der Dezernent. Es wird weiterhin Behindertenparkplätze und Taxistände sowie mehr Liefer- und Ladebereiche geben. Langfristig wird es in den Stadtteilen kein kostenloses Parken mehr geben.
Die Maßnahmen zielen darauf ab, das Klima zu schützen, den öffentlichen Raum attraktiver zu machen und dafür zu sorgen, dass „alle Verkehrsmittel endlich die gleichen Rechte haben“. Überzeugungsarbeit muss immer wieder geleistet werden. Sievert sagte, er halte es für zweifelhaft, dass die Kritiker in der Mehrheit seien, da sein Wunsch, Gassen wie den Oeder Weg in fahrradfreundliche Straßen umzuwandeln, in der Stadt umstritten sei. „Wir haben auch viele Willkommensnachrichten erhalten“, sagte Sievert. Die Möglichkeit weiterer Verbesserungen kann nicht ausgeschlossen werden.
Experten kritisieren fehlende Handlungsoptionen
Städte sehen sich bei der Entwicklung mit sehr schwierigen rechtlichen Rahmenbedingungen konfrontiert, sagt Stadtdirektorin Anne Klein-Hitpaß. Verkehrsforschungsbereich des Deutschen Urbanistischen Instituts: „Änderungen der Straßenverkehrsordnung können den Anwendungsbereich etwas erweitern, aber wie viel bleibt abzuwarten.“ Bisher mussten Radverkehr und Fußgängerverkehr stets untergeordnet werden. „Der rechtliche Rahmen ist für die Aufgabe nicht geeignet“, kritisieren Experten.
Um es den Menschen zu erleichtern, diesen Weg zu gehen, muss es eine Vision geben, und diese Vision muss in logischen und konsistenten Schritten kommuniziert und umgesetzt werden. Als Beispiel nennen Experten die Stockholmer Vision einer emissionsfreien Innenstadt. Der Plan wird im Jahr 2025 umgesetzt.
Es ist unmöglich, alle dafür zu gewinnen: „Es gibt immer einen Kern, der dagegen ist.“ Wichtig sei, die breiten Massen zu mobilisieren und zu überzeugen. Die Gegner sind meist nicht die Mehrheit, aber ihre Stimmen sind besonders laut. “, sagt Klein-Hitpaß. Letztlich gebe es überall ähnliche Konflikte um die Neuaufteilung des öffentlichen Raums. Schließlich werde eine jahrzehntealte Ordnung neu geordnet. Der Widerstand verschwinde meist, sagen Experten. „Man kann nicht die passenden Lösungen finden. Lösungen.“ für alle, aber es sollte einen Ausgleich für die Schwierigkeit geben“, schlug sie vor.
Quelle: www.bild.de