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Unsichtbare Gefahren: Afrikas Kampf gegen die Luftverschmutzung

Ruanda
Verkehr im Stadtzentrum von Kigali. In der Hauptstadt von Ruanda gibt es geschätzt rund 30.000 Motorrad-Taxifahrer.

Geschäftsleute reisen besonders gerne mit Albert Nzigirimana. „Sie mögen es, wenn die Fahrt sehr ruhig ist und es beim Gangwechsel kein Ruckeln gibt“, sagte der Mann in den Vierzigern. Nzigirimana ist einer von schätzungsweise 30.000 Motorradtaxifahrern in Ruandas Hauptstadt Kigali. Seit einem Jahr fährt er ein Elektromotorrad.

Jeden Tag fährt Nzigirimana Kunden mit seinem Auto, kurz Moto, durch Kigali, eine Alternative zu teuren Taxis und überfüllten Bussen. Motorradtaxis sind fast überall in Subsahara-Afrika fester Bestandteil des öffentlichen Verkehrs. Nzigirimana und sein E-Bike sind sofort an der leuchtend gelben Batterie zu erkennen, die vorne am Fahrradsitz montiert ist. Er bleibt einer der wenigen Fahrer, die auf Elektrofahrzeuge umgestiegen sind.

Angesichts der rapide steigenden Benzinpreise seien Elektromotorräder zu lukrativen Konkurrenten für benzinbetriebene Autos geworden, sagte Nzigirimana. Für ihn war jedoch ein anderer Grund für den Umstieg auf Elektromotorräder ausschlaggebend: „Wenn man jahrelang Motorrad fährt, drückt der Auspuff auf die Lunge“, sagt Nzigirimana. Außerdem leidet er unter Atemproblemen. Er ist längst nicht der einzige Motorradfahrer, der über gesundheitliche Probleme klagt: Laut britischen Forschern leiden immer mehr Fahrer unter Atemwegsbeschwerden oder Haut- und Augenreizungen durch giftige Abgase.

Diese Probleme sind in afrikanischen Städten seit langem ein großes Problem. Die Vereinten Nationen bezeichneten die Luftverschmutzung in afrikanischen Metropolen kürzlich als „unsichtbare Gefahr“. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) könnten die vorzeitigen Todesfälle durch Luftverschmutzung in Afrika bis 2063 auf 1,6 Millionen pro Jahr ansteigen.

Mit Ausnahme von Asien wächst kein anderer Ort auf der Welt so schnell wie Afrika. Darüber hinaus ist Afrika der am schnellsten wachsende Kontinent seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden bis 2050 fast eine Milliarde Menschen in afrikanische Städte abwandern. Aber sie ächzen bereits unter einer Lawine von Staus, die das völlig unvollkommene Straßennetz der Stadt verstopfen.

Experte: Verkehr ist die Hauptursache für Luftverschmutzung

Ngongang Wandji Donau, Experte für Luftqualitätsmanagement am Stockholmer Umweltinstitut für Afrika (SEI Africa) in Nairobi am 7. September The International Der Tag für saubere Luft äußerte sich besorgt über diese Entwicklung: „Der Verkehr ist eine der Hauptursachen für die hohe Luftverschmutzung in afrikanischen Städten.“ Insgesamt bleibt die Luftverschmutzung in Innenräumen das größte Risiko der Luftverschmutzung in Innenräumen auf dem Kontinent, insbesondere in ländlichen Gebieten, da viele Haushalte immer noch mit offenem Feuer kochen. Laut Wissenschaftlern gehen die Todesfälle durch Luftverschmutzung in Innenräumen jedoch zurück, da die Umstellung auf Gasherde das Problem schnell beheben könnte. Allerdings nimmt das Risiko einer Luftverschmutzung durch Verkehrsemissionen stetig zu. Motorradtaxis tragen einen erheblichen Teil der städtischen Emissionen bei.

Warnung vor umweltschädlichen Motorradtaxis

Bereits vor zwei Jahren rief Gouverneur Peter Anyang Nyong’o von der Bezirksregierung des Kisumu County, Kenia, „Boda Boda“ aus. (Motorradtaxis werden dort „Boda Boda“ genannt), um vor Umweltgefahren zu warnen. „Motorräder produzieren im Durchschnitt zehnmal mehr Schadstoffe pro Kilometer als Autos, leichte Lastkraftwagen oder SUVs“, sagt Anyang’ Nyong’o, Geschäftsführer des ruandischen Elektromotorradherstellers Ampersand. Josh Whale hält diese Schätzung für angemessen: „Viele Motorräder in Afrika sind es.“ nicht nach europäischen Abgasnormen gebaut, die meisten werden nicht einmal nach indischen Standards gebaut, und viele Motorräder in Indien werden nicht nach europäischen Abgasnormen gebaut. Es ist alles gebaut.“ Viele Motorräder fahren immer noch mit der Technologie aus den 1970er Jahren.

Unterdessen wird die Zahl der Motorradtaxis auf afrikanischen Straßen in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Sie sind nicht nur eine günstige Alternative, sondern auch die einzige Möglichkeit, Staus zu vermeiden. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Motorradtaxis in der kenianischen Hauptstadt Nairobi bis 2030 auf rund 5 Millionen mehr als verdreifachen wird. Experten zufolge könnte sich diese Zahl in Kigali auch verdreifachen.

Ruanda möchte, dass ein Drittel seiner Motorräder elektrifiziert wird

Laut dem UN-Entwicklungsplan will Ruanda bis 2030 fast ein Drittel seiner Motorräder elektrifiziert haben. Dadurch wird nicht nur die Luft sauberer, sondern auch der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert. Dies allein werde das Problem jedoch nicht lösen, meint Carol Mungo, Energie- und Klimaexpertin von SEI Africa: „Leider sind die öffentlichen Verkehrssysteme in Afrika nicht sehr weit fortgeschritten, so dass sich die meisten fähigen Menschen zwangsläufig dafür entscheiden, ein eigenes Auto zu besitzen.“

Darüber hinaus sind Busse ein Zufluchtsort für Diebe und nicht immer ein sicheres Fortbewegungsmittel für Frauen. In den meisten afrikanischen Metropolen gibt es keine Nahverkehrszüge. Buslinien verkehren in der Regel nicht nach einem festen Fahrplan. Auch Mungo ist davon überzeugt, dass ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, darunter Busse und Bahnen, die klima- und umweltfreundlichste Lösung sein wird.

Dar es Salaam, die größte Stadt Tansanias, zeigt, wie es funktioniert. Seit vielen Jahren verfügt es mit einem Expressbusnetz über eines der besten öffentlichen Verkehrsnetze in Subsahara-Afrika. Busse verfügen über eigene Fahrspuren, die den Stau in der Stadt umgehen und dadurch zuverlässiger sind. Das Modell gilt als Vorbild für viele Städte in Afrika. Allerdings sind die Kosten hoch: Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs hat bisher rund 350 Millionen US-Dollar (321 Millionen Euro) gekostet.

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