Umweltminister diskutiert darüber, wie Wölfe schneller getötet werden können
Die Umweltminister von Bund und Ländern wollen bei einem Herbsttreffen im westfälischen Münster über einen bundesweit einheitlichen Umgang mit verhaltensgestörten Wölfen beraten. Auf der Tagesordnung des heute beginnenden zweitägigen Treffens stehen drei Tagesordnungspunkte zum Thema Wolf.
Ein Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) für einen schnelleren Abschuss einzelner Wölfe in Deutschland soll diskutiert werden. Nach Angaben ihres Ministeriums wären hierfür keine Änderungen des Bundesrechts erforderlich. Die Staaten können dann Schießregeln mit oder ohne eigene Rechtsvorschriften umsetzen. Dies wird bald möglich sein.
Lemkes Vorschlag von Mitte Oktober sieht vor, dass die Bundesländer bestimmte Gebiete ausweisen, in denen es häufig zu Wolfsangriffen kommt. Wenn ein Wolf Schutzmaßnahmen wie Zäune durchbricht und einen Pflanzenfresser tötet, sollte ihm gestattet werden, ihn innerhalb von 21 Tagen zu erschießen, außer in einem Umkreis von 1000 Metern um die Weide. Anders als bisher müssen Sie nicht erst auf eine DNA-Analyse warten. Bisher hielt man Gentests anhand von Rissen und Erosionsspuren für notwendig, um die Tötung zu ermöglichen. Bauernverbände kritisierten Lemkes Vorschlag als völlig unzureichend.
Kritik aus verschiedenen Bundesländern
Auch einzelne Bundesländer äußerten Kritik. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) hält Lemkes Vorschlag für zu vage, um vor Gericht Bestand zu haben. Kurz vor dem Treffen forderte er bundesweite Regelungen zum Umgang mit Wölfen, die Schutzzäune durchbrechen und Nutztiere töten. Er hält Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz oder der Bundeswolfverordnung für notwendig, um ein einheitliches und EU-konformes Vorgehen zu gewährleisten.
Auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freier Kurfürst) hält die Empfehlungen der Bundesregierung zur Wolfsproblematik für nicht ausreichend. „Es ist schon heute möglich, einzelne auffällige Wölfe zu erschießen. Wir brauchen keine Rechtsberatung, wir brauchen eine Gesetzesänderung. Die Bundesregierung muss endlich ihre Hausaufgaben machen“, sagte Glauber der Nachrichtenagentur dpa vor der Sitzung. „Insbesondere möchte Bayern, dass der Bund die FFH-Richtlinie vollständig umsetzt, um ein regional differenziertes Bestandsmanagement zu erreichen und sich bei der EU für eine Absenkung des Schutzstatus des Wolfes einzusetzen“, erklärte er.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) unterstützt Lemkes Vorschlag. Vogel sagte, die Bundesregierung und Brandenburg seien davon überzeugt, dass der Abschuss unter bestimmten Quoten nach geltendem Bundesnaturschutzrecht nicht zulässig sei. Die meisten Wolfsrudel leben in Brandenburg (52), gefolgt von Niedersachsen (39) und Sachsen (38).
Krischer: „Wolf bekommt volle Anerkennung“
Auch NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) begrüßte Lemkes Vorschlag. „Die einzelnen Tiere, mit denen wir es zu tun haben, sind sehr geschickt darin, Gruppenschutzmaßnahmen zu überwinden. Wir müssen etwas dagegen tun, um die allgemeine Akzeptanz der Wölfe aufrechtzuerhalten“, sagte Krisher. Den Vorsitz der Konferenz übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. Das Land Nordrhein-Westfalen arbeitet an einem neuen Gesetz, das den Abschuss von Wölfen erleichtern soll. Der Erlass sieht vor, dass genetisch identifizierte Wölfe erschossen werden dürfen, wenn sie einen vollständigen Schutzzaun von mindestens 0,90 Metern Höhe durchbrechen und innerhalb eines Zeitraums mindestens zweimal Tiere töten.
Nach Angaben des Verbandes wollen am Donnerstagnachmittag rund 100 Landwirte aus der Region vor dem Tagungsort Münster demonstrieren und ihre Forderungen mit NRW-Umweltminister Krischer besprechen. Dazu gehört auch ein besserer Schutz des Weideviehs vor Wolfsangriffen.
Quelle: www.dpa.com