Der deutschen Wirtschaft stehen laut einer Studie schwierige Zeiten bevor, die für viele Unternehmen eine Anpassung ihrer exportorientierten Geschäftsmodelle erforderlich machen werden. Die BayernLB und das Prognos-Institut argumentieren in einer am Dienstag veröffentlichten Studie, dass die Chancen auf eine Rückkehr zu der relativ stabilen Weltlage vor der Coronavirus-Pandemie und dem Ukraine-Krieg gering seien.
Die Chefvolkswirte Jürgen Michels (Bayern LB) und Michael Böhmer (Prognos) gaben drei zentrale Empfehlungen ab: Innovation stärken, insbesondere in Industriezweigen wie der Umwelttechnik, in denen deutsche Unternehmen eine starke Position auf den Weltmärkten einnehmen. Dazu eine stärkere Fokussierung auf den europäischen Heimatmarkt – „Geschäfte in Europa sind weniger riskant“, sagt Böhmer.
Außerhalb Europas sollten Unternehmen laut der Studie verstärkt Geschäfte in Schwellenländern tätigen, die für die deutsche Wirtschaft noch keine überproportionale Rolle spielen. Als Beispiele nennt Böhmer Vietnam, Brasilien, Ägypten und Kenia. Die Zukunft liegt nicht im „Export von Autos und Maschinen nach China“.
Zwei Ökonomen halten eine neue Globalisierungswelle für nahezu unmöglich. Andererseits ist es laut der Studie keineswegs unwahrscheinlich, dass ein weitreichender geopolitischer Konflikt – etwa ein chinesischer Angriff auf Taiwan – zu einer „Deglobalisierung“ führen würde. „Wir müssen die rosarote Brille abnehmen – es wird alles gut“, sagte Michels.
Laut einer Analyse zweier Ökonomen war die Bedeutung des Außenhandels für die deutsche Wirtschaft schon lange vor der Pandemie zurückgegangen. Michels sagte, dass die Kapitalmärkte vor der internationalen Finanzkrise 2007/2008 den Höhepunkt der internationalen Integration erreicht hätten. „Wir bewegen uns hier seitwärts.“ Zusammenfassend: „Das deutsche Geschäftsmodell ist nicht tot, sondern muss sich anpassen“, sagt Michels.