Nach Ansicht des Prä­si­den­ten des Bun­des­so­zi­al­ge­richts, Rai­ner Schle­gel, soll­te die gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) in Deutsch­land durch Steu­ern finan­ziert wer­den. «Ich könn­te mir vor­stel­len, ins­be­son­de­re in der gesetz­li­chen, bei­trags­fi­nan­zier­ten Kran­ken­ver­si­che­rung auf ein steu­er­fi­nan­zier­tes Sys­tem über­zu­ge­hen», sag­te Schle­gel im Inter­view der «Hessischen/Niedersächsischen All­ge­mei­nen» (HNA, Freitag).

Die gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung habe das Pro­blem der demo­gra­fi­schen Ent­wick­lung bis­her im Wesent­li­chen aus­ge­blen­det, erklär­te Schle­gel wei­ter. Es bestehe dort aber genau­so. «Die Kos­ten­stei­ge­rung im Gesund­heits­we­sen ist enorm, weil wir eine sehr inno­va­ti­ve phar­ma­zeu­ti­sche Indus­trie und enor­me medi­zi­ni­sche Fort­schrit­te haben», sag­te er. Die Bei­trä­ge in der GKV wür­den im Wesent­li­chen von Arbeit­neh­mern und Arbeit­ge­bern auf­ge­bracht. Aber das Geld rei­che schon jetzt nicht.

«Die unte­ren Lohn­grup­pen und ins­ge­samt der Fak­tor Arbeit wür­den deut­lich ent­las­tet», erläu­ter­te Schle­gel. Bis­lang ende die Bei­trags­be­las­tung bei der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze — in die­sem Jahr sei­en das 4987,50 Euro. «Bei der Umstel­lung auf eine Steu­er­fi­nan­zie­rung wäre die gesam­te wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit jedes Bür­gers und jedes Unter­neh­mens der Maßstab.»

Die Umstel­lung ver­lan­ge neue Struk­tu­ren. «Bei den Kran­ken­kas­sen müss­te es zu einer Kon­zen­tra­ti­on kom­men. Sie könn­ten auch kei­ne Kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts mehr sein, denn ein steu­er­fi­nan­zier­tes Sys­tem hat kei­ne Mit­glie­der», sag­te Schle­gel. «Das ist ein gro­ßes Rad, das gedreht wer­den muss. Aber es ist wahr­schein­lich unum­gäng­lich, es zu drehen.»

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