Nach der tödlichen Messerattacke in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) haben die Sozialdemokraten im Landtag eine Sondersitzung einberufen, um über die Umsetzung der Maßnahmen zu beraten. Der sozialdemokratische Gesundheitsexperte Florian Wahl sagte am Sonntag, dass Sozialminister Mane Lucha (Grüne) die Fragen des Sozialrats beantworten müsse, wie mutmaßlich psychisch Kranke mit tragischen Folgen davongekommen seien. „Er muss den Abgeordneten und der Öffentlichkeit erklären, was passiert ist, was möglich war und welche Maßnahmen er ergriffen hat, um weitere Maßnahmen zu verhindern.“ Die SPD-Fraktion kündigte an, dass eine solche Sitzung bereits am Freitag stattfinden könne.
Der Mann soll am Freitag aus der Nordbadener Psychiatrie in Wiesloch geflohen sein, wo er wegen mehrerer Straftaten festgehalten wurde. Beispielsweise werden Straftäter mit psychischen Erkrankungen oder einer Suchterkrankung nach ihrer Verurteilung häufig nicht ins Gefängnis geschickt, sondern im sogenannten Strafvollzug untergebracht. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann eine 30-jährige Frau in einem Geschäft in der Innenstadt schwer verletzt hat, sodass sie im Krankenhaus starb.
„Erst vor wenigen Wochen habe ich die Anlage in Wiesloch persönlich besichtigt“, sagte Wahl. „Ich habe tödliche strukturelle Zustände und einen gravierenden Personal- und Platzmangel erlebt – insbesondere im Strafvollzug.“ Minister Lucha ist sich dieser Zustände seit Jahren bewusst, konnte sie jedoch nicht lindern. „Es liegt nun an ihm, lückenlos zu beweisen, dass die chronische Unterfinanzierung der Psychiatrie und der jahrelange Mangel an ausreichenden Justizvollzugsanstaltsräumen nicht die Ursache für die schrecklichen Ereignisse in Wiesloch waren“, sagte der Justizexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Wahl. Boris Weirauch bat die Landesregierung außerdem um eine Antwort, warum keine Warnung an die Menschen ausgesprochen worden sei. „Die Warnungen hätten die Menschen in Wiesloch sensibilisiert, aber sie waren unschuldig der Gefahr ausgesetzt.“
Er kritisierte auch die Landesregierung für die große Zahl von Flüchtlingen aus psychiatrischen Kliniken in den letzten Jahren. „Leider befürchten die Menschen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis etwas Schlimmes passiert.“