Experten sagen, dass sich der aktuelle Einbruch bei den Elektroauto-Verkäufen auch negativ auf die Zulieferer in Sachsen auswirkt. Dirk Vogel vom Branchennetzwerk AMZ sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Wenn Volkswagen in Zwickau weniger Autos produziert, können die Zulieferer dort nur weniger Teile liefern.“ Deshalb sei die Stimmung bei den betroffenen Unternehmen ebenso schlecht gewesen. Unternehmen müssen voraussichtlich auch mit Kurzarbeit oder Entlassungen reagieren – in welchem Ausmaß noch unklar ist. Typischerweise kommen auf jeden Job bei einem Automobilhersteller drei bis vier Jobs bei einem Zuliefererunternehmen.
Volkswagen hat angekündigt, die auslaufenden Verträge von 269 Mitarbeitern in Zwickau nicht zu verlängern. Als Grund wurden „aktuelle Marktbedingungen“ genannt. Möglicherweise müsse auch die Schichtarbeit angepasst werden, heißt es in dem Bericht. Es besteht die Sorge, dass anderen Leiharbeitnehmern ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte. Das Werk beschäftigt rund 10.700 Mitarbeiter, davon etwa 2.200 mit befristeten Verträgen.
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer geht davon aus, dass sich die Probleme für Hersteller und Zulieferer verschärfen, wenn sich die Politik nicht ändert. Um dies zu vermeiden, müsse die Prämie für den Kauf eines Elektroautos sofort auf dem bisherigen Niveau gezahlt werden, argumentierte er. „Wir brauchen Elektroautos nicht als Rückschritt, wir müssen Vollgas geben“, sagte Dudenhof der Deutschen Presse-Agentur und warnte davor, dass Strafzölle auf chinesische Elektroautos erhoben werden könnten. „Das ist fatal für die deutsche Automobilindustrie.“ Für sie sei China ein wichtiger Absatzmarkt, und dieser Schritt der EU werde Gegenreaktionen hervorrufen.
„Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit Fahrzeuge günstiger produziert werden können“, erklärt AMZ-Netzwerkmanager Vogel. „Man sollte darüber nachdenken, wie man die Energiepreise in Deutschland senken kann.“ So würden die Fahrzeuge auch ohne Kaufprämie für Käufer rentabler sein und ihnen Nutzungsvorteile verschaffen.
Zusätzlich zu den fünf Automobil- und Motorenwerken von Volkswagen, BMW und Porsche gibt es laut AMZ in Sachsen rund 780 Zulieferer, Zulieferer und Dienstleister der Automobilindustrie. Damit übersteigt die Gesamtzahl der Mitarbeiter 95.000. Vogel betonte, dass sich die aktuellen Auslastungsprobleme von Volkswagen Zwickau nicht eins zu eins auf die lokale Zulieferindustrie übertragen lassen. Denn in Leipzig gibt es viele Unternehmen, die BMW und Porsche beliefern. Am stärksten betroffen sind daher Unternehmen, die das Volkswagen-Werk Zwickau direkt beliefern.