Der Energiekonzern RWE sieht sich beim Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems auf gutem Weg. «Aktuell haben wir Projekte mit 7,2 Gigawatt im Bau», sagte Finanzvorstand Michael Müller am Donnerstag in Essen. Die Arbeiten an zwei großen Offshore-Windparks in Dänemark und Großbritannien sowie an 17 Onshore- und 36 Solarprojekten schritten gut voran. Hinzu kämen 15 Batterieanlagen. «In der zweiten Jahreshälfte werden wir weiter in die Energiewende investieren», kündigte Müller an. Zum Vergleich: Das Steinkohlekraftwerk Datteln IV hat eine Kapazität von gut einem Gigawatt.
Im ersten Halbjahr hat RWE neun Milliarden Euro investiert. Mehr als zwei Drittel des Betrags flossen in die Übernahme der US-Solarfirma Con Edison Clean Energy Businesses. Die Erzeugungskapazität wuchs im ersten Halbjahr insgesamt um 5,1 Gigawatt. Das Erneuerbaren-Portfolio von RWE stieg damit auf 15,8 Gigawatt an. «Wir konnten rund 20 Prozent mehr Strom aus Wind und Sonne erzeugen als im Vorjahreszeitraum. Und das, obwohl das Windaufkommen in weiten Teilen Europas und der USA unterdurchschnittlich war», sagte Müller.
RWE-Chef Markus Krebber äußerte sich besorgt zum Windkraft-Ausbau auf See. «Wir erleben derzeit eine herausfordernde Phase im globalen Offshore-Geschäft», sagte er. Inflation und angespannte Lieferketten ließen die Preise für Offshore-Anlagen deutlich steigen. In den vergangenen Wochen seien erste Projekte in Europa und in den USA mit dem Hinweis auf Kostensteigerungen gestoppt worden. Dies sei für die globale Energiewende keine gute Botschaft. «So etwas ist der Worst Case für die Energiewende: Wenn große, bereits vergebene Projekte doch nicht wie geplant realisiert werden.»
Er betonte, dass RWE seine Offshore-Projekte wie geplant umsetze. Er sprach in diesem Zusammenhang von Projekten in Deutschland, Großbritannien, Irland, Dänemark, den Niederlanden, Polen und in den USA, die RWE vorantreibe.
Im Tagesgeschäft lief es in den vergangenen Monaten rund bei den Essenern: RWE hatte Ende Juli vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt und vor diesem Hintergrund auch seine Jahresziele angehoben. Vor allem hohe Gewinne in der Stromerzeugung durch Wasser, Biomasse und Gas gaben in den vergangenen Monaten Rückenwind. Außerdem lief der Handel mit Energie besser als erwartet.