Der Deutsche Richterbund warnt vor einer Überlastung der Justiz angesichts der zunehmenden Zahl von Strafverfahren. Im vergangenen Jahr gab es eine Rekordzahl neuer Operationen: mehr als 5,2 Millionen wurden durchgeführt. Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn sagte, der Aufwärtstrend werde sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Mit Stand Ende Juni meldeten die Ermittlungsbehörden knapp 850.000 offene Fälle. Die Zahl der offenen Fälle ist im Vergleich zum Juni 2021 um 28 % gestiegen.
In Bayern stieg die Zahl der laufenden Strafverfahren in Baden-Württemberg nach Angaben des Richterbundes um ein Fünftel auf rund 73.000 und um fast ein Drittel auf 76.000 Die Zahl stieg um mehr als ein Drittel auf 231.000. Am stärksten wächst die Zahl der Strafakten in Hamburg: Im Juni waren in der Hansestadt rund 36.000 Ermittlungsverfahren anhängig, 57 Prozent mehr als vor zwei Jahren.
Die treibenden Faktoren für diese Entwicklung sind die Zunahme aufenthaltsrechtlicher Straftaten, die Beschäftigung und Integration von Ausländern in die Gesellschaft sowie die Zunahme von Fällen von Geldwäsche und Kinderpornografie. Nach Angaben des Richterbundes fehlen den deutschen Staatsanwaltschaften und Strafgerichten 1.500 Anwälte. Rayburn sagte, das Strafjustizsystem müsse dringend besser gerüstet sein, um die wachsende Arbeitsbelastung zu bewältigen. „Eine auf Cashflow basierende Justiz wird am Ende dazu führen, dass Strafgesetze selektiv durchgesetzt werden, was das Vertrauen der Menschen in die Rechtsstaatlichkeit vergiftet.“