Der Regen der vergangenen Wochen hat den Wein im Elbtal nicht verwässert. «Es ist alles noch in der Entwicklung, für die Trauben kam er genau zum richtigen Zeitpunkt», sagte Sabine Wendsche, Geschäftsführerin des Sächsischen Weinbauverbandes in Meißen der Deutschen Presse-Agentur. «Wir hatten ja etwas aufzuholen nach langer Trockenheit, wo die Trauben nach Wasser gelechzt haben.» Das hätten die Niederschläge ein bisschen ausgeglichen. «Jetzt braucht es viel Sonne, Wärme und kühle Nächte, auch ein Landregen könne schon mal dabei sein», sagte sie. «Dann wäre es perfekt.»
Prognosen zum Jahrgang sind laut Wendsche erst möglich, «wenn der Wein im Keller ist». Bisher seien die Bedingungen ganz gut. «Es kann immer noch etwas passieren, eine Feuchtperiode oder Hagel, was das Schlimmste wäre», sagte Wendsche. «Wir haben ja noch eine gewisse Zeit vor uns, da muss man einfach noch abwarten.»
Auch für das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth ist das Weinjahr 2023 bisher nicht zu nass. Dank milden Winters und mangels starker Spätfröste sowie Hagel seien die Böden zu Vegetationsbeginn gut versorgt gewesen, sagte Sprecher Martin Junge. Auch die sonnenreichen und niederschlagsarmen Monate Mai bis Juli seien förderlich gewesen. Für verlässliche Prognosen zu Qualität und Quantität sei es noch zu früh. Auch diesmal gelte, «der Herbst macht das Weinjahr.»
In einer Woche beginnen die Winzer laut Junge, ph-Wert, Säuregehalt oder Oechsle-Grade zu messen und den Reifegrad der Traubenkerne, die Saftdichte oder die Aromareife zu bestimmen. Bis zum für Ende August erwarteten Lesebeginn hofft auch das Staatsweingut «viele goldene Tage» und den noch nötigen Regen.
Mit rund 500 Hektar Rebfläche ist das Elbtal eines der kleinsten deutschen Anbaugebiete. Die Zahl der Winzer lag 2022 bei 1468, die meisten davon Kleinwinzer. Es gab 37 Weingüter im Haupt- sowie 42 im Nebenerwerb. Auf über 80 Prozent der Flächen wachsen weiße Trauben, vor allem Riesling, Weiß- und Grauburgunder und Müller-Thurgau, aber auch Selteneres wie Solaris, Scheurebe oder Bacchus. Auf knapp einem Fünftel der Gesamtanbaufläche wachsen rote Trauben, Spätburgunder und Dornfelder. Der Ertrag zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz lag im vergangenen Jahr bei 25 950 Hektolitern, bei guter Qualität trotz vielen Regens – und einem Mostgewicht von 78 Oechsle.