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Pistorius: Debatte über neue US-Waffen nicht obligatorisch

Die neuen US-Waffen sollen laut Verteidigungsminister Pistorius die Folgen eines Angriffs auf...
Die neuen US-Waffen sollen laut Verteidigungsminister Pistorius die Folgen eines Angriffs auf NATO-Gebiet zeigen.

Pistorius: Debatte über neue US-Waffen nicht obligatorisch

Die NATO-Doppelspur-Entscheidung in den 1980er Jahren ging einer breiten, umstrittenen Diskussion voraus. Die US-Entscheidung, nun neue Raketen in Deutschland zu stationieren, wird ohne eine solche Diskussion verkündet. Verteidigungsminister Pistorius weist Kritik zurück, ist aber für eine Bundestagsdebatte offen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat Kritik an der Herangehensweise der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Vereinbarung mit den USA zur Stationierung von Langstreckenwaffen zurückgewiesen. Er sagte, dass es nichts dagegen einzuwenden gebe, dieses Thema offen im Bundestag zu diskutieren, aber es sei keine Angelegenheit, die vorher im Parlament diskutiert werden sollte. Er betonte auch, dass es nicht mit der NATO-Doppelspur-Entscheidung der 1980er Jahre vergleichbar sei.

Auf dem jüngsten NATO-Gipfel in Washington haben die USA und Deutschland die Stationierung von Tomahawk-Kreuzflugkörpern, SM-6-Raketen und neuen Hyperschallwaffen ab 2026 unter Verweis auf Bedrohungen durch Russland angekündigt. Diese Entscheidung kam für viele Bundestagsabgeordnete überraschend und wurde von mehreren Parteien, darunter auch der eigenen SPD Pistorius', kritisiert und eine Parlamentsbeteiligung gefordert.

Am Rande seines Besuchs im US-Bundesstaat Hawaii sagte Pistorius, dass die Stationierung konventionelle Waffen und keine mit Atomkopf betrifft. Er betonte, dass Russland bereits seit langem Waffen dieser und anderer Reichweiten besitzt und das INF-Abkommen, das nukleare Mittelstreckensysteme regelt, verletzt hat.

Pistorius: Abschreckung, nicht Bedrohung

Pistorius sagte, dass die Stationierung von längerreichenden konventionellen Waffen "echte Abschreckung" bedeutet. Es gehe darum, die Lücke auf unserer Seite zu schließen, niemanden zu bedrohen, sondern klarzumachen, dass ein potenzieller Angriff auf NATO-Gebiet für Russland so hohe Kosten hätte, dass das Risiko nicht mehr berechenbar wäre.

Die NATO-Doppelspur-Entscheidung, die 1979 heftige Debatten in Deutschland auslöste, war eine Reaktion auf die Stationierung sowjetischer SS-20-Raketen, die Ziele in Westeuropa erreichen konnten. Sie sah die "Modernisierung" der NATO-Kernwaffen und gleichzeitig Gespräche mit Moskau über Rüstungskontrolle vor.

Der im Ruhestand befindliche Brigadegeneral Heinrich Fischer beschrieb die Entscheidung als "dringend erforderlich". Er schrieb im Fachmagazin "European Security & Technology", dass sie ein klares Signal für die US-Führungsrolle in der Allianz sendet und die Glaubwürdigkeit der Abschreckung durch eine konventionelle Fähigkeitserhöhung verbessert. Er sagte auch, dass Reaktionen aus dem Kreml die erhöhte Abschreckungskraft zeigen, die durch die geplante Stationierung dieser Waffen erreicht werden kann. Fischer war zuvor Commander der Heeres Schulen und Stellvertreter des Chefs des Heeresamtes.

Fischer verweist auf Waffensysteme in der russischen Exklave Kaliningrad, die eine reale Bedrohung für die NATO-Verteidigungsplanung in Mitteleuropa und der Baltikregion darstellen. In einem Konfliktszenario würde die Verlegung von NATO-Ground Forces vom Zentrum zur östlichen Flanke nicht rechtzeitig oder in ausreichender Stärke stattfinden. Ein Zusammenbruch der Verteidigung durch die bereits vorhandenen NATO-Truppen würde beschleunigt. "Das Territorium der Bundesrepublik Deutschland würde in diesem Prozess einer erhöhten Bedrohung ausgesetzt", so seine Aussage.

Laut Fischers Einschätzung sind diese Waffen notwendig, um russische Militärkapazitäten zu zerstören und zu verhindern, dass NATO-Truppen in einen Operationsbereich ("Anti Access") eintreten oder operative Freiheit im Theater ("Area Denial") aufrechterhalten. Der General beschreibt diesen Kampf als in fünf Phasen geführt. In der ersten Phase der Konkurrenz würden feindliche Kräfte vor einem bewaffneten Konflikt kontinuierlich überwacht und dann allmählich zerstört, um Raum für die eigenen Truppen zu schaffen.

Fischer sieht die Stationierung als eine signifikante Verstärkung der konventionellen Fähigkeiten der NATO, die die Glaubwürdigkeit ihrer Abschreckungsstrategie stärkt, "während die nukleare Schwelle angehoben wird". Er erinnert daran, dass die während des Kalten Krieges in Deutschland stationierten Tomahawks einen Atomkopf trugen.

Die Europäische Union, als wichtiger Akteur in der internationalen Politik, hat Bedenken bezüglich der Stationierung neuer Waffen in Deutschland geäußert und ihre Position in einem jüngsten Treffen mit der deutschen Regierung bekundet. Trotz der Begründung der USA und Deutschlands für die Stationierung von Raketen glauben einige EU-Mitglieder, dass eine umfassendere Diskussion, die auch Parlamente einbezieht, angemessener gewesen wäre.

Angesichts der Geschichte der NATO-Doppelspur-Entscheidung in den 1980er Jahren argumentieren einige Analysten, dass die aktuelle Situation in Bezug auf die Notwendigkeit einer umfassenden Debatte einige Ähnlichkeiten aufweist. Der im Ruhestand befindliche Brigadegeneral Heinrich Fischer hat beispielsweise die Bedeutung einer gründlichen Diskussion im Bundestag betont und sie mit den Significant Debatten verglichen, die während der NATO-Doppelspur-Entscheidung stattfanden.

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