Lockdowns, Masken, Abstandsregeln: In der Pandemie hatten Corona-Maßnahmen Erkältungen und Grippe-Erkrankungen stark eingedämmt - zu Lasten der Pharmaindustrie. Nun profitiert sie von einem außergewöhnlich hohen Krankenstand.

Medikamente

Phar­ma­un­ter­neh­men in Deutsch­land haben 2022 von einer Krank­heits­wel­le und einem unge­wöhn­lich hohen Kran­ken­stand in der Bevöl­ke­rung pro­fi­tiert. Waren die Erkäl­tungs- und Grip­pe­sai­sons zu Beginn der Pan­de­mie wegen Lock­downs und Mas­ken glimpf­lich ver­lau­fen, hat sich die Lage im ver­gan­ge­nen Jahr gedreht: Mit der Krank­heits­wel­le zogen die Geschäf­te der Phar­ma­in­dus­trie mit rezept­frei­en Medi­ka­men­ten kräf­tig an, wie eine dpa-Umfra­ge zeigt.

Der hes­si­sche Arz­nei­her­stel­ler Sta­da berich­te­te von einer «sehr aus­ge­präg­ten Erkäl­tungs­sai­son», die frü­her als sonst begon­nen habe. Der Absatz von Erkäl­tungs­pro­duk­ten in Deutsch­land sei im vier­ten Quar­tal um fast die Hälf­te gestie­gen gemes­sen am Vor­jahr. Man beob­ach­te in fast allen Berei­chen des Port­fo­li­os an rezept­frei­en Arz­nei­en eine gestie­ge­ne Nach­fra­ge, beson­ders aber bei Erkäl­tungs­mit­teln wie Grip­postad und Silo­mat, so das Unternehmen. 

Der Arz­nei­kon­zern Teva, zu dem der Ulmer Her­stel­ler Ratio­ph­arm gehört, ver­zeich­ne­te einen immensen Bedarf an Schmerz­pro­duk­ten. «Von der Par­acet­amol-Lösung von Ratio­ph­arm haben wir 2022 mehr als das Dop­pel­te der Men­ge vom Vor­jahr ver­kauft.» Im Schluss­quar­tal sei die Nach­fra­ge nach dem Schmerz­pro­dukt Par­acet­amol-Ratio­ph­arm um ein Vier­tel und Ibu-Ratio­ph­arm um rund ein Drit­tel gestie­gen. Auch Hus­ten­lö­ser, Grip­pe­prä­pa­ra­te, abschwel­len­de Nasen­sprays und Vit­amin-Komi-Prä­pa­ra­te waren gefragt, wie Teva Deutsch­land mitteilte.

Ähn­lich äußer­te sich Pohl-Bos­kamp aus Schles­wig-Hol­stein, bekannt für das Erkäl­tungs­mit­tel Gel­o­myr­tol. Die Fir­ma spür­te eine uner­war­tet hohe Nach­fra­ge nach Pro­duk­ten etwa gegen Bron­chi­tis, Stimm­be­schwer­den und Hals­schmer­zen. Und der Bay­er-Kon­zern berich­te­te, dass es im ver­gan­ge­nen Jahr eine erhöh­te Nach­fra­ge bei eini­gen rezept­frei­en Medi­ka­men­ten in Deutsch­land gab, beson­ders bei Erkältungsarzneien.

Kran­ken­kas­sen hat­ten im ver­gan­ge­nen Jahr unge­wöhn­lich hohe Aus­fäl­le von Arbeit­neh­mern im Job regis­triert. Im Schnitt fehl­ten Beschäf­tig­te laut DAK Gesund­heit fast 20 Tage krank, gut fünf Tage mehr als 2021. An jedem Tag des Jah­res waren im Schnitt 55 von 1000 Beschäf­tig­ten krank­ge­schrie­ben — der höchs­te Wert seit Beginn der Ana­ly­sen vor 25 Jah­ren. Die meis­ten Aus­fäl­le gin­gen auf Atem­wegs­er­kran­kun­gen wie Erkäl­tun­gen und Bron­chi­tis zurück, die dras­tisch zunahmen.

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Titelbild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

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