Pflegebedürftige Menschen in Thüringer Haushalten zahlen heute deutlich mehr aus eigener Tasche als noch vor einem Jahr. Nach Einschätzung des Verbands der Alternativkrankenkassen (vdek) müssen Erstsemester zum 1. Januar einen Eigenbeitrag von 2.029 Euro leisten. Das ist eine Steigerung von 257 Euro pro Monat gegenüber Anfang 2022, was einer Steigerung von rund 15 % entspricht. Selbst bei den höchsten Zuschüssen liegt der Eigenbeitrag von 1.434 € rund 8 % über dem, was Einwohner und ihre Angehörigen Anfang 2022 zahlen werden. Die individuellen Beiträge zu Pflegeheimen sinken von Jahr zu Jahr, weil Pensionskassen immer mehr Pflegeheime bezuschussen.
Die Erhöhung der Eigenbeiträge ist laut vdek darauf zurückzuführen, dass Beschäftigte in der Pflege nun Tarife zahlen müssen. Der Zuschuss ist um etwa ein Drittel gestiegen, aber die höheren Personal- und Verpflegungskosten können so nicht kompensiert werden. Ab dem 01.09.2022 müssen Einrichtungen das Pflegepersonal nach einem Tarifvertrag o.ä. entlohnen, um den Pflegefonds zur Abrechnung nutzen zu können.
Ulrike Elsner, Leiterin des Instituts für Alternative Krankenversicherung, fordert eine “einmalige Versorgungsreform”. Es braucht ein Fiskalkonzept mit starken Ankern und dynamischen Steuersubventionen.
Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes werden Ende 2021 insgesamt 166.000 Pflegebedürftige in Thüringen leben – das entspricht etwa acht Prozent der Bevölkerung. Für die Auswertung der Deutschen Presse-Agentur wurden die Vergütungsvereinbarungen zwischen Pflegekassen und Familien in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner der Pflegestufen 2 bis 5.