Frauenministerin Lisa Paus hat betont, dass jeder einzelne Platz in einem Frauenhaus einen Unterschied mache bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt. «Um mal eine Zahl zu nennen: An jedem Tag versucht in Deutschland ein Mann oder Ex-Mann seine Frau umzubringen. Und fast an jedem dritten Tag ist er damit erfolgreich», sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag bei dem Besuch eines Frauenhauses in Heilbronn am Rande einer Sommerreise. «Frauen haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt.» Daher mache jeder einzelne Frauenhausplatz zusätzlich einen Unterschied.
Üblicherweise sind Frauenhäuser anonym, Täter sollen den Aufenthaltsort der Frauen und ihrer Kinder nicht wissen. In Heilbronn sieht das anders aus: Die Einrichtung nennt sich Open House und ist nach Vorbildern aus den Niederlanden entwickelt worden. «Anonymität bietet nicht immer nur Schutz, sondern kann auch belastend sein», sagte Kathrin Geih vom Open House. «Für die Kinder kann das schwierig sein. Sie kommen aus akuten Notsituationen und müssen dann in der Schule lügen oder dürfen Freunden nicht sagen, wo sie wohnen.»
Dazu kommt die Digitalisierung – in der heutigen Zeit ist Anonymität immer schwieriger zu gewährleisten. «Es gibt zum Beispiel Chips, die näht der Vater beim Besuch des Kindes in den Teddybären und kann so später Frau und Kind orten», sagte Geih. Doch trotz der öffentlichen Anschrift sind die Sicherheitsvorkehrungen bei dem Open House hoch. Es gibt Notrufknöpfe, Sicherheitskameras und Schleusensysteme. Und sind Frauen massiv bedroht, werden sie doch in anonyme Wohnungen oder andere Städte gebracht.
«Ich habe schon verschiedenste Frauenhäuser besucht in meinem politischen Leben. Aber tatsächlich bin ich heute das erste Mal in einem offenen Haus», sagte Ministerin Paus. «Manchmal ist es vielleicht tatsächlich besser, Schutz herzustellen durch Öffentlichkeit. Wenn der Gemeinschaft klar ist, dass Gewalt nicht geduldet wird und alle miteinander aufmerksam sind und aufpassen.»