Die Orchester in Deutschland kämpfen weiter um die Rückkehr des Publikums nach der Corona-Pandemie. Die deutlich überwiegende Zahl der 129 Orchester verzeichnet noch immer schlechtere Besuchszahlen als vor Beginn der Pandemie im März 2020. Das geht aus einer Erhebung der Musik- und Orchestervereinigung Unisono hervor. «Das größte Problem ist das ältere Publikum, das noch nicht wieder den Weg in den Saal zurückgefunden hat», sagte Gerald Mertens, Geschäftsführer des Verbandes, am Dienstag in Berlin. Gleichzeitig sprach er von einem «grundsätzlich positiven Trend zur Rückkehr».
Während der Corona-Zeit waren laut Mertens etwa 100 Orchester mindestens zeitweise in Kurzarbeit. Von den 122 Theater-, Konzert- und Rundfunkorchestern, die sich im Dezember und Januar an der Befragung beteiligten, haben knapp 60 Prozent noch nicht das alte Niveau erreicht. Ausverkaufte Konzerte oder Aufführungen gab es vor allem bei populären Programmen, besonderen Formaten oder prominenten Besetzungen auf den Bühnen.
Besondere Probleme gibt es bei der Entwicklung der Abonnements. Fast zwei Drittel der Orchester haben in der Pandemie Abonnentinnen und Abonnenten verloren, ein knappes Drittel konnte die Abo-Zahlen halten. Als Gründe wurden vor allem das Aussetzen von Abos in der Corona-Zeit und die Angst des älteren Publikums vor dem Infektionsrisiko in wieder voll besetzen Sälen genannt. Zudem wurde etwa ein Trend zu mehr spontanen und kurzfristigen Ticketkäufen verzeichnet.
Ein Abo-Plus gab es nur bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen. Das Orchester sticht seit einiger Zeit durch besondere Abo-Pflege und Öffentlichkeitsarbeit heraus. Mertens präsentierte ein Beispiel: Im gedruckten Saisonprogramm ist eine Spielkarte enthalten, die gegen ein spezielles Kartenquartett eingetauscht werden kann. Auf den einzelnen Spielkarten sind dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Bonuspunkten etwa zur Anzahl ihrer Instrumente zu finden.
Mertens betonte die Bedeutung der Pflege von Abonnentinnen und Abonnenten. Als Beispiel nannte er das Theater Bielefeld. Dort sei die Zahl der 4000 Abos weitgehend stabil geblieben, nachdem alle persönlich angeschrieben und angerufen wurden.