Orban erhält 10 Milliarden Euro aus Brüssel
Da Milliarden von Dollar im EU-Haushalt eingefroren sind, unternimmt Ungarn kleine Schritte in Richtung einer Justizreform. Unterdessen droht Premierminister Orban mit einer Blockierung der Hilfen für die Ukraine in Brüssel. Nun scheint seine Doppelstrategie aufzugehen.
Ungarn kann darauf hoffen, dass Brüssel im Zuge eines Rechtsstreits mit der EU Finanzhilfen in Milliardenhöhe freigibt. Die Europäische Kommission könnte im Rechtsstaatsstreit mit Ungarn eingefrorene bis zu 10 Milliarden Euro freigeben, sagten EU-Mitarbeiter am Nachmittag in Brüssel. Das ist fast die Hälfte der gesamten eingefrorenen Mittel. Allerdings muss Ungarn die diesbezüglichen Anforderungen noch erfüllen.
„Wir haben bedeutende Reformen gesehen, von denen wir glauben, dass sie zur Unabhängigkeit der Justiz beitragen“, hieß es in Brüssel. Auf Druck der Europäischen Union hat der rechtsnationalistische ungarische Ministerpräsident Viktor Orban im Frühjahr Justizreformen auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem den Schutz des höchsten Gerichts des Landes vor politischer Einflussnahme vor und stärkt die Rolle des Nationalen Justizrats als Überwachungsorgan.
„Der Höchstbetrag, der freigegeben werden kann, beträgt 10 Milliarden Euro“, sagte eine EU-Quelle. Dazu muss das Justizgesetz jedoch vom Budapester Parlament verabschiedet und „unterzeichnet und veröffentlicht“ werden, also rechtswirksam sein.
Drohung, die Hilfe für die Ukraine zu blockieren
Orban forderte von Brüssel sogar mehr als 13 Milliarden Euro. Dennoch wäre die Freigabe der Mittel ein Sieg für EU-Kritiker. Die vier großen proeuropäischen Fraktionen im Europäischen Parlament, von den Konservativen bis zu den Grünen, haben den Ausschuss von Präsidentin Ursula von der Leyen vor einem solchen Schritt gewarnt. Sie weisen auf schwerwiegende Mängel hin, die durch eine Justizreform nicht behoben werden können. Beispielsweise wird der informell ernannte Präsident des ungarischen Obersten Gerichtshofs weiterhin im Amt bleiben, möglicherweise sogar auf Lebenszeit.
Mehrere Mitgliedsstaaten und Europaabgeordnete werfen Orban zudem politische „Erpressung“ vor: Im Vorfeld eines Gipfeltreffens der europäischen Staats- und Regierungschefs Mitte Dezember drohte er, mit seinem Veto zu verhindern, dass die EU die Ukraine weiterhin mit Milliarden von Dollar versorgt der Finanzhilfen und der geplanten Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen.
Bis Ende Dezember 2022 hat die EU insgesamt 21,7 Milliarden US-Dollar an Mitteln für Ungarn eingefroren, hauptsächlich für die regionale Finanzierung. Nach Angaben der EU befinden sich derzeit noch 11,7 Milliarden von ihnen im Lockdown. Laut Brüssel hat Ungarn auch im Hinblick auf seine Asylpolitik oder die Rechte sexueller Minderheiten gegen die Europäische Charta der Grundrechte verstoßen.
Quelle: www.ntv.de