Nordrhein-Westfalens Bundeskanzler Hendrik Wuster (CDU) forderte die Europäische Kommission auf, angesichts des globalen Wettbewerbsdrucks die heimische Wirtschaft stärker zu unterstützen und Bürokratie abzubauen. „Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hängt maßgeblich von Brüssel ab“, sagte Wurst am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur vor zweitägigen Verhandlungen zwischen den Regierungschefs der Länder in Brüssel und der Europäischen Kommission. Der CDU-Politiker ist stellvertretender Vorsitzender des Ministerpräsidentenrates (MPK).
„Die EU darf nicht länger ein Synonym für Regulierung sein, sondern muss zum Wachstumsmotor für die europäische Wirtschaft werden“, sagte Wüst. Im europäischen Beihilfe- und Vergaberecht müssten große Vereinfachungen vorgenommen werden, „damit wir im Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsmächten bestehen können“. Die Europäische Kommission muss einen politischen Kurs festlegen, der die Innovations- und Investitionsbereitschaft der Unternehmen fördert und einen erfolgreichen Übergang ermöglicht.
Brüssel wird sich voraussichtlich weitgehend zu einer gemeinsamen Anstrengung über alle Parteigrenzen des Landes hinweg zusammenschließen, um Subventionen und zeitgebundene Industriestromtarife für energieintensive Unternehmen zu nutzen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Bundeskanzler Olaf Schulz (SPD) vermeidet bislang eine klare Stellungnahme zu den in der Ampel-Union umstrittenen Industriestromtarifen und fordert zunächst eine Finanzierungsdebatte. Die russischen Gaslieferungen wurden nach dem Angriff auf die Ukraine unterbrochen, was zu Energieknappheit und höheren Strompreisen führte.
Wurst sagte, die nationalen Staats- und Regierungschefs wollten „mit der Europäischen Kommission diskutieren“, wie ein solcher „Überbrückungsstrompreis“ in Europa verankert werden könnte und wie das europäische Energienetz besser koordiniert werden könne. Die Schlüsselfragen seien: Ist das möglich? Industriestromtarife nach europäischem Recht festzulegen.
Die Ministerpräsidenten werden am Mittwochabend zunächst mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zusammentreffen. Bei dem zweitägigen Staatentreffen geht es auch um die Aufnahme von Flüchtlingen. Am Donnerstag wird die Die Staatsoberhäupter werden ihre Beratungen in Brüssel fortsetzen. Die beiden Länder trafen sich zuletzt 2018 im Sitz der Europäischen Kommission.