Das wirtschaftliche Klima in Niedersachsen dürfte sich laut NordLB in diesem Jahr deutlich verschlechtern – es gibt aber auch positive Tendenzen. Für das regionale Bruttoinlandsprodukt prognostiziert das Institut für das Jahr 2022 einen moderaten Anstieg der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent nach einem Plus von 1 Prozent auf Basis früherer Daten. Gründe für die absehbare Verlangsamung der Entwicklung in den kommenden Monaten sind die anhaltend hohe Inflation sowie Lieferkettenprobleme, die sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine verschärft haben.
“Niedersachsen kann sich von einer konjunkturellen Abschwächung erholen, und das sehen wir sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone”, sagte NordLB-Ökonom Eberhard Brezski am Mittwoch in Hannover im Jahresausblick der Bank. Schon 2022 läuft es für Teile der Industrie und des Baugewerbes nicht mehr rund. 2023 muss sich der Nordwesten insgesamt auf eine weitere Verschlechterung einstellen.
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft vor einer Schwächephase steht. „Leider gibt es keine kurzfristige Lösung“, warnte NordLB-Vorstand und Risikoexperte Christoph Dieng. Die Nachkriegswirtschaft könnte sich weiter verlangsamt haben. Dennoch sei es wichtig, Stabilitätsfaktoren zu berücksichtigen: “Das Füllen von Gasspeichern in Europa und Konservierungsmaßnahmen können Gasengpässe eindeutig vermeiden.”
Die zuletzt hohen Inflationsraten haben nachgelassen. Die NordLB erwartet jedoch, dass sie sich 2023 „widerspenstig“ erweisen wird. NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips prognostiziert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen möglicherweise weiter anheben wird, um die Währungsabwertung auszugleichen. Das ist eine Standardmaßnahme – steigende Zinsen verteuern aber auch die Kreditaufnahme für Haushalte, Bauherren und Unternehmen, sodass Konsum und Investitionen zumindest teilweise zurückgehalten werden können.
Im Jahr 2022 werden die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,9 Prozent sinken. Beim für die Geldpolitik maßgeblichen HVPI-Index lag das Kursniveau sogar um 8,7 % höher als im Vorjahr – für 2023 rechnet die NordLB nun mit einem Rückgang auf 6,5 %. Die EZB strebt an, die Inflation in der Eurozone bei gesunden 2 % zu halten.
Die NordLB sieht für 2023 deutschlandweit einen kleinen Anstieg: 0,2 %, wenn man die Kursentwicklung mit einbezieht. Insgesamt habe sich die Wirtschaft in den vergangenen Monaten recht stark entwickelt, teilte die Niedersachsen- und Sachsen-Anhalt Bank mit. „Die Wirtschaft hat sich bisher besser entwickelt als erwartet, und wir haben allen Grund, vorsichtig optimistisch zu sein, wie sich dieses Jahr entwickeln wird“, sagte Lips.