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Niemand hat den FC Bayern so verärgert wie der "Doppelagent" Willi Lemke.

Bei einem Bier- und Kartenspielabend im Bremer Altstadt am 21.04.1986stehenden (von links):...
Bei einem Bier- und Kartenspielabend im Bremer Altstadt am 21.04.1986stehenden (von links): Bayern-Manager Uli Hoeneß, Bremen Werder-Präsident Dr. Franz Böhmert, Bayern-Präsident Prof. Fritz Scherer und Werder-Manager Willi Lemke.

Niemand hat den FC Bayern so verärgert wie der "Doppelagent" Willi Lemke.

Von Rudi Völler bis Ailton: Willi Lemke als Manager bei Werder formt mehrere Stars und macht Bremen zum größten Rivalen von FC Bayern. Nun ist der ehemalige Erzrivale von Uli Hoeneß verstorben. Über ein Leben voller Cleverness, einen besonderen Flug nach Mexiko - und KGB-Agenten.

Im Sommer 1997 stieg Willi Lemke impulsiv in ein Flugzeug nach Brasilien. In São Paulo bei Guarani FC spielte ein Stürmer, den der Werder-Manager vor anderen Clubs wegschnappen wollte. Sein Name: Ailton Gonçalves da Silva. "Unverkäuflich, unverkäuflich", sagten die Brasilianer, und Werders Kasse war leer. Kein Deal.

Doch Lemke, bekannt für seine Cleverness, seinen Einfallsreichtum und seinen Ehrgeiz, gab nicht auf und fragte monatelang hartnäckig nach Ailton. Schließlich erfuhr er, dass der Brasilianer nach Mexiko verkauft worden war. Lemke reist wütend nach Monterrey. Im Herbst 1998 passierte es: Ailton wechselte nach Bremen für damals Rekordsumme von fünf Millionen D-Mark. Eine großzügige Ablösesumme wurde dem Stürmer wohl auch gezahlt.

Der Manager, der sein Amt 1981 antrat, nahm den damals 25-Jährigen direkt auf dem Rückflug zurück in die Hansestadt, was zu Komplikationen führte: Lemke sprach kein Portugiesisch oder Spanisch, und Ailton sprach kein Deutsch oder Englisch. Ihre einzige Unterhaltung während der fast 20 Stunden über den Wolken: "Bremen bom", Bremen ist gut. "Das ist der einzige Satz, den wir immer wieder gesagt haben, vielleicht 30 bis 50 Mal während des Flugs", erklärte Lemke einmal. Bis Montag grüßten sich beide Männer so, bevor sie sich umarmten. Dann verstarb der langjährige Manager im Kreis seiner Familie im Alter von 77 Jahren.

Lemke, Ailton und "Bremen bom"

Am Ende stand der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte: der Double-Gewinn 2004. Ohne die vielen Tore von "Atom Blitz" Ailton und ohne Lemke wäre es nicht möglich gewesen. Die Geschichte aus vergangenen Zeiten des Fußballgeschäfts zeigt auch, was Klaus Filbry, Vorstandsvorsitzender von Werder Bremen, jetzt mit den folgenden Worten trauert: "Willi Lemke gehört ohne Zweifel zu den größten Persönlichkeiten in der Geschichte des deutschen Fußballs. Er hat pionierhafte Arbeit in vielen Bereichen bei SV Werder geleistet und bleibende Spuren hinterlassen. Ohne seine langjährige Arbeit wäre der Verein nicht das, was er heute ist. Sein Engagement für Werder, Bremen und den Weltsport bleibt unvergessen. Willi Lemke wird vermisst."

Unter Lemke und Trainer Otto Rehhagel erlebte Werder seine erfolgreichste Zeit. Es drohte, die Dominanz von FC Bayern München zu Herausforderer und Erzrivale zu werden. Ohne Lemke hätte sich das nicht realisieren lassen. Als Visionär formte er Werder nach der Abstiegsaison 1979/80 zu einem deutschen Top-Club, einer Weltmarke, mit den geringsten Mitteln, die nie mit denen von FC Bayern oder Bayer Leverkusen mithalten konnten.

"Einige Clubs sparen und drehen die Mark zweimal um. Bei Werder wird jeder Pfennig umgedreht", sagte Lemke einmal. Trotzdem gelang es dem Manager immer wieder, Spieler zu verpflichten, die mit bescheidenen Mitteln zu Stars wurden: etwa Abwehrchef und Libero Rune Bratseth. "Sein Club aus Trondheim wollte 600.000 Mark für ihn, aber Rune sagte: 'Macht euch keine Sorgen, sie haben mir versprochen, dass ich wechseln kann. Übertreibt es nicht mit der Transfergebühr.' Am Ende bekamen wir ihn für 200.000 - der beste Verteidiger der Welt", erzählte Lemke einmal.

Lemke blüht auf und versöhnt sich mit Hoeneß

1992 verhandelte Lemke intensiv mit Rapid Wien, bis er den 23-jährigen Andreas Herzog verpflichten konnte. Dieser Transfer hatte auch für Werder weitreichende Folgen, da Herzog eine Playmaker-Tradition am Weser anlegte, der später Große wie Johan Micoud, Diego und Mesut Özil folgten. Spätere Größen wie Rudi Völler (1982 von 1860 München), Karl-Heinz Riedle (1987 von Blau-Weiß 90 Berlin) und Torsten Frings (1997 von Alemannia Aachen) wurden ebenfalls von Lemke von kleineren Clubs geholt. Zwei von ihnen wurden dank Werder Weltmeister, während der dritte das 2006er-Sommermärchen erlebte. "Er hat mich sogar zu meiner Präsentation in Rom begleitet. Der Kontakt zwischen uns brach bis zum Schluss nie ab", sagte der Verstorbene lobend über seine "herrliche Persönlichkeit". Lemke brachte auch seinen späteren Nachfolger Klaus Allofs 1990 nach Bremen.

Der Höhepunkt von Lemkes Manager-Karriere war der Triumph im Europapokal der Pokalsieger 1992. Darauf folgten Meisterschaften 1988 und 1993 sowie Pokalsiege 1991, 1994 und 1999. Dank Lemke und Rehhagel spielte Werder mit den Großen. 1994 hatte der Visionär bereits alles mit Stefan Effenberg geklärt, doch der Deal platzte, als der damalige AC Florenz-Spieler eine höhere rückwirkende Gehaltszahlung forderte.

Lemke war auch bekannt für seine langjährige Fehde mit Uli Hoeneß. Der Bremer Manager wusste sich gegen den mächtigen und arroganten Münchner Patron zu behaupten und positionierte sich als Champion der Chancengleichheit und als sozialdemokratischer Gegner des vermögenden Münchners. Das ärgerte Hoeneß mehr als jeden anderen in seiner Karriere. Selbst Jahre nach Lemkes Rücktritt aus dem Fußball im Jahr 1999 (er war bereits vor seiner Zeit im Fußball bei der SPD) beschwerte sich Hoeneß noch: "Ich würde Lemke heute nicht einmal die Hand geben." Lemke konterte in einem Interview, das im Werder-Buch "Das W auf dem Trikot..." veröffentlicht wurde: "Uli Hoeneß glaubt, er könne Leute mit Geld und Macht einschüchtern." Daher habe er ihm "immer Widerstand geleistet, und das ist er nicht gewohnt."

Als Werder Bayern am sonnigen Nachmittag des 8. Mai 2004 im Münchner Olympiastadion mit 3:1 demütigte und die Meisterschaft gewann, war wohl niemand glücklicher über den Sieg über den ewigen Rivalen als der damalige Aufsichtsratsmitglied Lemke. "Ich sehe nicht, was Uli Hoeneß sagt, weil ich immer den Fernseher ausschalte, wenn er auf dem Bildschirm erscheint", hatte er vor der Begegnung gesagt.

Doch die beiden Rivalen versöhnten sich später. Dass der Münchner Ehrenpräsident so tief betroffen auf den Tod seines ehemaligen Gegners reagierte, spricht auch für Lemkes Charakter. "Die Nachricht hat mich traurig gemacht", sagte Hoeneß der SID. "Willi Lemke war ein kontroverser Mann: Jeder weiß, dass wir uns oft diskutiert und gestritten haben. Aber er war auch ein Mann des Dialogs, und am Ende haben wir eine gute Beziehung gefunden. Lemke hat die Bundesliga und den deutschen Fußball sehr bereichert." Hoeneß weiß auch, was er in Lemke hatte. Dass er seinen FC Bayern zu wichtigen Spitzeneleistungen trieb und ihn durch seine erfolgreiche Arbeit bei Werder auf neue Höhen führte.

Jahre später verließ Lemke die friedliche Hansestadt und wagte sich in die globale Politik. Unter UN-Generalsekretär Ban Ki-moon served er acht Jahre als Ehren-Sonderberater für Sport der UN, mit dem Motto "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." In den frühen 70ern spielte er sogar einen "Doppelagenten", indem er mit dem deutschen Inlandsgeheimdienst Kontakte zur russischen KGB aufbaute. "Ich sah, dass die Menschen in der DDR kämpften", sagte er einmal in einem Interview. "Ich wurde mit Krim-Sekt, Aalbrot und frischem Obst bewirtet, während meine Verwandten in Rostock seit Jahren kein Aal mehr hatten, da alles nach Westen exportiert wurde."

Willi Lemke, ein Visionär, der Werder Bremen groß gemacht hat und für Humanität, Leidenschaft und Teamgeist stand, verlässt uns. In der heutigen modernen Fußballwelt, mit ihren kommerziellen Übertreibungen, ist für solche Werte immer weniger Platz. "Das ganze Theater und Schauspiel, das Spieler abziehen, wenn sie zu einem neuen Club wechseln, kann ich kaum ertragen", sagte er in einem Interview mit "Munich Mercury/tz" im Januar. Mit Ailton ließ er nur eines gelten: "Bremen bom."

Nach seiner erfolgreichen Amtszeit als Manager bei Werder Bremen wurde Willi Lemke acht Jahre lang als Ehren-Sonderberater für Sport der UN ernannt. Seine UN-Rolle bestand darin, die Bedeutung des Sports bei der Förderung von Frieden und Entwicklung weltweit zu betonen.

Im Zusammenhang mit Lemkes UN-Arbeit ist es erwähnenswert, dass er in den frühen 70ern auch als "Doppelagent" tätig war, indem er mit dem deutschen Inlandsgeheimdienst Kontakte zur russischen KGB aufbaute. Seine Motivation dafür war seine Sorge um die kämpfenden Menschen in Ostdeutschland, trotz der Knappheit der Ressourcen, die sie hatten.

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