Die bei einem antisemitischen Anschlag zerstörte Bücherbox in der Nähe des Gedenkortes Gleis 17 in Berlin wandert dauerhaft in die Sammlung der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn. Als authentisches Objekt vereine die Box zwei Themen, teilte ein Sprecher des Hauses der Geschichte am Freitag mit. «Zum einen steht sie für bürgerschaftliches Engagement, das im öffentlichen Raum eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Antisemitismus befördert.»
Und andererseits: «Ihre mutwillige Zerstörung durch einen Brandanschlag mit Bekennerschreiben verdeutlicht zum anderen sowohl aktuelle rechtsextreme Gewalttaten als auch das Fortbestehen und die Folgen antisemitischer Überzeugungen innerhalb der Gesellschaft.»
Es sei geplant, das Objekt als «Zeichen für ein den Holocaust leugnendes Geschichtsbild» in eine Ausstellung mit aufzunehmen, in der es um die Deutschen und den Nationalsozialismus nach 1945 gehe, hieß es weiter. Zuvor hatte der «Tagesspiegel» darüber berichtet.
Die zu einer Bücherbox umgebaute Telefonzelle war in der Nacht zum 12. August ausgebrannt. Darin hatten sich Bücher zum Thema Nationalsozialismus befunden. Zu dem Angriff gab es ein antisemitisches Bekennerschreiben – als Täter verdächtig ist ein 63-jähriger Deutscher, der auch hinter einem Angriff auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten und einem Brandanschlag auf einen Verein lesbischer Frauen in Neukölln stehen soll. Der Mann wurde festgenommen und räumte die Taten ein.
Das Mahnmal «Gleis 17» am Bahnhof Grunewald erinnert an die etwa 10 000 Jüdinnen und Juden, die von dort während der NS-Diktatur mit Zügen aus Berlin in Konzentrationslager deportiert wurden. Weitere 30 000 wurden zwangsweise vom Güterbahnhof Moabit und etwa 10 000 vom Anhalter Bahnhof abtransportiert.