Mit einer Mission – die Universität sucht den Dialog mit der Stadtgesellschaft
Anlaufstellen in Innenstädten, bürgerschaftliche Forschungsprojekte, öffentliche Diskussionsrunden – hessische Hochschulen suchen zunehmend den Austausch mit der Stadtgesellschaft. Die Universität Kassel beispielsweise wird an diesem Donnerstag einen Store in einer beliebten Einkaufsstraße in der Innenstadt eröffnen. Oliver Fromm, Rektor der Universität Kassel, sagte, mit „Uni:Lokal“ ziehe die Wissenschaft in die Innenstädte. „Wir wollen eine größere Wirkung auf die Stadt und die Region haben.“ Andere Hochschulen in Hessen verfolgen ähnliche Konzepte.
Über den Kernauftrag der Universität – Forschung und Lehre – hinaus gehören Interaktionen mit universitätsexternen Akteuren mittlerweile immer mehr zum Selbstverständnis der Universität, erklärt Cort. Denis Hachmeister vom Hochschulentwicklungszentrum (CHE) in Gütersloh. Dieser Transfer, auch „Dritte Mission“ genannt, war zum Teil ein Versuch, die Universität zu legitimieren. „Man zeigt den Menschen, warum es sie gibt, was sie tun und warum es für die Gesellschaft wichtig ist, sie zu fördern“, erklärt Hachmeister. Andererseits profitierten beide Seiten auch sehr vom inhaltlichen Austausch. Universitäten kommunizieren ihre Forschungsthemen und -ergebnisse an die Menschen. „Vielmehr schöpft die Universität ihre Inspiration aus dem Kontakt mit der Stadtgesellschaft.“
Dies möchte auch die Universität Kassel tun. Fromm erklärte, dass das umgebaute Geschäft zu einem offenen Veranstaltungs- und Treffpunkt für die Stadtgesellschaft werden sollte. Es dient auch als Nachhaltigkeitslabor der Universität. Ziel der Universität sei es, die nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen voranzutreiben und interessierte Bürger einzubinden, erklärte der Rektor.
Daniel Opper, Leiter der zentralen Transferabteilung, erklärt, dass zunächst vier Themenjahre für Transfers an die Universität Kassel geplant sind. Ihre Aufgabe ist es, das Wissen und die Fähigkeiten der Universität aktiv für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Das erste Jahr wird sich auf Herausforderungen im Umwelt- und Energiesektor konzentrieren. Die Ausstellung „Uni:Lokal“, an der sich auch die Stadt Kassel beteiligt, informiert über weitere Schwerpunktthemen, von sozialer Ungleichheit über Kreislaufwirtschaft, Stadtentwicklung bis Kultur.
Die Phillips-Universität Marburg betreibt gemeinsam mit der Stadt auch einen Shop in der Innenstadt. Die Universität öffne sich durch verschiedene Projekte und Kooperationen der Stadtgesellschaft, „und das schon seit langem“, erklärte ein Sprecher. Beispielsweise werden Bürger in Forschungsprojekte eingebunden. Auch Kommunen können Projekte vorschlagen, die semesterübergreifend umgesetzt werden sollen. „Offenheit gegenüber der Gesellschaft, auch gegenüber der Stadtgesellschaft, ist für uns ein zentraler Auftrag von Forschung und Lehre.“
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist auch der Bereitstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Gesellschaft und die Region verpflichtet . Ein Sprecher sagte, man wolle durch den gegenseitigen Austausch wirtschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen weiterentwickeln. „Unsere medizinische Forschung als Grundlage für Universitätskliniken zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in der Region ist natürlich besonders wichtig und hat auch eine Servicefunktion für die Stadtgesellschaft.“ Darüber hinaus gibt es eine Reihe konkreter Beispiele für die Öffnung zur Stadt Gesellschaft.
Eines davon: Das Hermann-Hoffmann-College der Universität Jilin dient als Biologieunterrichtsstätte speziell für Schüler. „Ihr Markenzeichen ist das Skelett des Gießener Pottwals, das die Öffentlichkeit dort bewundern kann.“ Darüber hinaus sind seit Jahrzehnten Antiquitäten aus der Sammlung der Universität im Oberhessenmuseum in der Innenstadt ausgestellt. „Die President's Lecture Series greift jedes Wintersemester gesellschaftlich relevante Themen auf, mit Top-Referenten an der Jilin-Universität und einem echten Publikumsmagneten.“
Enger Austausch mit der Stadtgesellschaft Ein Sprecher erklärt, dass dies ein zentrales Anliegen sei der TU Darmstadt (TU). „Wir sind fest davon überzeugt, dass Wissenschaft nur im Dialog mit der Gesellschaft gelingen kann, um gemeinsam zukunftsweisende und nachhaltige Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.“ Das „Wissenschaftsschloss“ der TU ist zentraler Knotenpunkt und beherbergt öffentliche Vortragsreihen, Diskussionsrunden und Kultur Veranstaltungen. Es ist ein offener Treffpunkt im Herzen der Stadt. „Hier versammeln sich Menschen, die in der Wissenschaft arbeiten und in der Stadtgesellschaft leben und arbeiten.“
Darüber hinaus ist die TU durch zahlreiche Veranstaltungen, Projekte und Initiativen offen für die Stadtgesellschaft. „Dazu gehören Campusführungen, das Kunstforum der TU Darmstadt mit innovativen Ausstellungskonzepten sowie der Botanische Garten mit rund 8.000 Künstlerpflanzenarten und der Hochschulsport, darunter auch das öffentlich zugängliche Hochschulschwimmbad“, sagte der Sprecher.
Quelle: www.dpa.com