Vor rund einem Jahr fand die Polizei in einem Dorf bei Bayreuth zwei Leichen: Mehrere Ärzte waren in ihren Schlafzimmern erstochen worden. In dem Fall wird nun ein Urteil erwartet – mit Anklage gegen den Freund der ältesten Tochter und das Mädchen selbst.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Ehepaar Kollaboration in einem kriminellen Komplott vor. Motivation: Streit und Hass. Die Jugendkammer des Landgerichts Bayreuth will ihr Urteil am Montagvormittag verkünden.
Dann wieder eingetreten – bis auf die Anhörung im Oktober wurden die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen geführt. Grund war der psychische Zustand und das Alter des Angeklagten: Laut Staatsanwaltschaft war der Verdächtige, der niedergestochen wurde, 19 Jahre alt. Die Tochter des toten Paares ist jetzt 17 Jahre alt. Sie soll ihre jüngeren Geschwister daran gehindert haben, während der Tat einzugreifen oder Hilfe zu suchen.
33 Nach Angaben eines Justizsprechers wurden während des Verfahrens Zeugen vernommen. Vier Experten gaben Auskunft, darunter zwei Gerichtsmediziner.
Von außen bietet die Familie ein idyllisches Bild
Weitere Informationen gibt es erst bei Anklageerhebung: Staatsanwaltschaft fordert Angeklagten in zwei Mordfällen auf, sich schuldig zu bekennen. Der 19-Jährige wird wegen besonders schwerer Vergehen zu 13 Jahren und sechs Monaten Jugendstrafe verurteilt. Für den 17-jährigen Angeklagten forderte die Staatsanwaltschaft neun Jahre und sechs Monate.
Andererseits forderten die Verteidiger des Mädchens einen Freispruch, weil die Komplizen des jungen Mannes nicht nachgewiesen werden konnten. Der Verteidiger des 19-Jährigen hat sich für eine Freiheitsstrafe von neun Jahren und sechs Monaten ausgesprochen, sieht aber keine besondere Schuld bei seinem Mandanten.
Die Anklageschrift lässt Raum für Spekulationen: Welche Rolle spielte das Mädchen, als die Verteidiger einen Freispruch für gerechtfertigt hielten, die Staatsanwaltschaft aber den Mordvorwurf aufrechterhielt?
Von außen bietet die Familie ein idyllisches Bild: vier Kinder, beide Eltern Ärzte. Die Familie lebt in einem schicken Einfamilienhaus am Stadtrand von Bayreuth in Mistelbach. Das 51-jährige Opfer war ein in der Gegend bekannter Kinderarzt. Eigentlich will der Mann Anfang 2022 mit seinem Praxispartner ein neues Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin eröffnen.